MEDIZIN: Diskussion
Gestationsdiabetes bei der Mutter als Risikofaktor
Gestational Diabetes as a Maternal Risk Factor
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Kinderwunschpaare wünschen sich ein gesundes Kind. Allerdings haben die meisten Sterilitätspatientinnen bei genauer Anamnese und Vordiagnostik Risikofaktoren für einen Gestationsdiabetes (GDM) wie beispielsweise eine Insulinresistenz und ein Polyzystisches Ovar-Syndrom (PCOS). Tatsächlich kommt es nach einer assistierten Reproduktionstechnik (ART) bei einer Insulinresistenz und einem PCOS in 65 % und 60 % schon in der frühen Schwangerschaft zu einem GDM (1) und somit zu einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für Schwangerschaftserkrankungen und Schwangerschaftsverluste. Die Autoren zählen in ihrer Literaturrecherche genau die Gesundheitsrisiken für Kinder auf, die mithilfe einer assistierten Reproduktionstechnik gezeugt wurden, die bei einem GDM bekannt sind: Frühgeburten, Fehlbildungen, Mikrosomie und Makrosomie sowie spätere kardiovaskuläre Veränderungen. Jedoch wird ein GDM als mögliche und behandelbare mütterliche Ursache für die erhöhten Gesundheitsrisiken bei Kindern nach ART nicht erwähnt (2).
Würden Glukosetoleranzstörungen nach einer ART ab Beginn einer Schwangerschaft im Sinne eines frühen GDM diagnostiziert, so könnte unverzüglich die GDM-Therapie durch Diabetologen begonnen werden. Möglicherweise könnte dann das Risiko für schwere morphologische Anomalien wie Herz- und Hirnfehlbildungen während der Embryogenese gesenkt werden.
Ein gesunder Lebensstil vor und in der Schwangerschaft ist ebenfalls eine wesentliche Voraussetzung für eine normale Schwangerschaft und Geburt. Eine gesunde Ernährung senkt nachweislich das Risiko für Unfruchtbarkeit um bis zu 41 % (3). Unsere eigenen Ergebnisse mit der präkonzeptionellen Stoffwechselintervention vor einer geplanten ART zeigen eine spontane Konzeptionsrate von circa 25 % (4). Durch diese präventiven Maßnahmen können ART-Zyklen eingespart werden. Die Kindergesundheit könnte zusätzlich gestärkt werden, indem die ART in die GDM-Leitlinie aufgenommen wird: Ab Nachweis der Schwangerschaft muss unverzüglich getestet werden, ob ein früher GDM vorliegt und dieser dann konsequent therapiert werden.
DOI: 10.3238/arztebl.2020.0421b
Prof. Dr. med. Monika Bals-Pratsch
Dr. med. Angelika Eder M.Sc.
Dr. Dipl.-Biol. Dagmar Gutknecht M.Sc.
profertilita
Fachklinik für Fruchtbarkeitsmedizin
Regensburg
m.balspratsch@profertilita.de
Interessenkonflikt
Die Autorinnen erklären, dass kein Interessenkonflikt besteht.
1. | Bals-Pratsch M, Großer B, Seifert B, Ortmann O, Seifarth C: Early onset and high prevalence of gestational diabetes in PCOS and insulin resistant women before and after assisted reproduction. Exp Clin Endocrinol Diabetes 2011; 119: 338–42 CrossRef MEDLINE |
2. | von Wolff M, Haaf T: In vitro fertilization technology and child health— risks, mechanisms and possible consequences. Dtsch Arztebl Int 2020; 117: 23–30 VOLLTEXT |
3. | Grieger JA, Grzeskowiak LE, Bianco-Miotto T, et al.: Pre-pregnancy fast food and fruit intake is associated with time to pregnancy. Hum Reprod 2018; 33: 1063–70 CrossRef MEDLINE |
4. | Fill Malfertheiner S, Gutknecht D, Bals-Pratsch M: Preconception optimization of glucose and insulin metabolism in women wanting to conceive—high rate of spontaneous conception prior to planned assisted reproduction. Geburtshilfe Frauenheilkd 2017; 77: 1312–9 CrossRef MEDLINE PubMed Central |
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