BRIEFE
COVID-19-Lockerungen: Rückkehr zur „alten“ Normalität


... Die im Editorial zum Ausdruck gebrachte Überhöhung der Coronavirus-Epidemie … halte ich für unangemessen. Es ist – bei allem Bemühen und aller ärztlichen Kunst – normal, dass Menschen sterben, da der Tod zum Leben gehört. Es ist auch normal, dass Viruserkrankungen für ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen eine größere Bedrohung darstellen können ..., dass man Maßnahmen ergreift, damit Menschen sich besser vor derartigen Krankheiten schützen können bzw. geschützt werden. Es ist allerdings nicht normal, dass seitens politisch Verantwortlicher und vieler Medien gezielt Angst erzeugt wurde ..., dass das RKI lange Zeit bei Verstorbenen mit Coronavirus-nachweis von Obduktionen abgeraten hat – bei einer Erkrankung, über die doch erst noch zu lernen war und ist. Auch nicht normal ist die Fixierung auf einen Impfstoff, gewissermaßen als einziges „Rettungsmittel“, von dem alles abhinge; niemand kann derzeit sagen, ob und wann ein wirksamer und verträglicher Impfstoff überhaupt zur Verfügung stehen wird. Meiner Einschätzung nach waren und sind im Umgang mit der Ausbreitung des Coronavirus an vielen Stellen die Verhältnismäßigkeit von Maßnahmen und auch das Einhalten wissenschaftlicher Standards nicht gewahrt. Hier wünsche ich mir eine Rückkehr zur „alten“ Normalität.
Für wesentlich dringender im Hinblick auf den Titel des Editorials „Kein Zurück zur alten Normalität“ als die u. a. angeführte künftige „in Zeiten erhöhter Infektionsgefahr selbstverständliche Nutzung von Schutzmasken in der Öffentlichkeit“ … erscheint mir ... die Wertschätzung des in Klinik und Praxis, Alten- und Pflegeheimen tätigen medizinischen und pflegerischen Personals sowohl in Form von Bezahlung (die Unterbezahlung in den Pflegeberufen ist skandalös) als auch in der Verbesserung von Arbeitsbedingungen (Stellenschlüssel). Diese Wertschätzung ist endlich fundiert umzusetzen ... . Das sollte ... eine wichtige Schlussfolgerung der letzten Wochen sein.
Dr. med. Dr. rer. nat. Tilman Heinrich, 72076 Tübingen
Kommentare
Die Kommentarfunktion steht zur Zeit nicht zur Verfügung.