ArchivDeutsches Ärzteblatt25/2020Randnotiz: Vegetarier sind besser dran

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Randnotiz: Vegetarier sind besser dran

Meyer, Rüdiger

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Nicht alle Darmbakterien können Harnwegsinfektionen verursachen. Die häufigsten Erreger sind bestimmte E. coli-Stämme, die auch als „extraintestinale E. coli“ (ExPEC) bezeichnet werden. Diese Bakterien sind genetisch mit E. coli-Stämmen verwandt, die bei Vögeln und gelegentlich auch bei Schweinen auftreten. Dies hat zu der Hypothese geführt, dass Harnwegsinfektionen auf den Verzehr von mit E. coli kontaminierten tierischen Lebensmitteln zurückzuführen sind. Wenn diese Annahme stimmt, dann sollten Vegetarier seltener an Harnwegsinfektionen erkranken. Ein Team um Chin-Lon Lin von der Tzu-Chi-Universität, einer Privatuniversität in buddhistischer Trägerschaft in Hualien/Taiwan, hat die Frage an einer Gruppe von 9 724 Buddhisten untersucht, die im Rahmen der Tzu Chi Vegetarian Study seit 2005 regelmäßig befragt und untersucht werden. Ein Drittel der im Durchschnitt 50 Jahre alten Buddhisten (zu 72 Prozent Frauen) lebt vegetarisch. Von diesen 3 257 Vegetariern erkrankten im Verlauf von etwa zehn Jahren 217 an einer Harnwegsinfektion im Vergleich zu 444 Erkrankungen bei 6 684 untersuchten Nichtvegetariern. Die Vegetarier erkrankten nach den Ergebnissen einer adjustierten Analyse tatsächlich zu 16 Prozent seltener an einer Harnwegsinfektion. Bei Frauen, die aufgrund der kürzeren Urethra häufiger erkranken, war die protektive Assoziation etwas ausgeprägter. Ob die Assoziation kausal ist, bleibt fraglich, weil die Forscher Begleitfaktoren wie die getrunkene Wassermenge, die Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs oder den Verzehr von Honigtau-Melonen, die häufig mit ExPEC kontaminiert sind, nicht berücksichtigen konnten.

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