MEDIZIN: Der klinische Schnappschuss
Juveniler embolischer Hirninfarkt bei COVID-19-Erkrankung
Juvenile embolic stroke complicating COVID-19 infection
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Der 39-jährige Patient wurde aufgrund einer seit 70 Minuten bestehenden akut aufgetretenen Dysarthrie, Halbseitenlähmung links und einem multimodalen Neglect aufgenommen. Eine Geruchs- oder Geschmackssinnstörung bestanden nicht. Bei seit 11 Tagen vorliegender Infektion der Atemwege wurde er auf COVID-19 positiv getestet und befand sich in häuslicher Quarantäne. Vorbekannt war eine diskrete Polyglobulie mit einem aktuellen Hämatokrit von 53,4 % und einem Hämoglobinwert von 19,1 g / dL. Laborchemisch auffällig war auch eine D-Dimer-Erhöhung (2,1 mg/L; Norm: < 0,5 mg/L). Nach Aufklärung auch in Bezug auf die COVID-19-Erkrankung (Abbildung a) wurden eine systemische Thrombolyse und ein Aderlass durchgeführt. Trotz neurologischer Befundbesserung zeigte die Verlaufsuntersuchung mithilfe der Computertomografie eine Infarktdemarkation (Abbildung b). Eine kardiale Emboliequelle einschließlich eines persistierenden Foramen ovale sowie eine Beinvenenthrombose wurden ausgeschlossen und der Patient wurde nach Hause entlassen. Obschon klinisch kein schwerer respiratorischer Verlauf vorlag, war der D-Dimer-Spiegel pathologisch. Ein erhöhtes Risiko für Hirninfarkte besteht möglicherweise auch bei Jüngeren mit einer SARS-CoV-2-Infektion und assoziierter Aktivierung des Gerinnungssystems.
Prof. Dr. Dr. med. Stefan Weidauer, Sankt Katharinen Krankenhaus, Akademisches Lehrkrankenhaus der Goethe-Universität-Frankfurt, Neurologische Klinik, Frankfurt am Main, stefan.weidauer@sankt-katharinen-ffm.de
Mona Tafreshi, Sankt Katharinen Krankenhaus, Akademisches Lehrkrankenhaus der Goethe-Universität-Frankfurt, Neurologische Klinik, Frankfurt am Main
Interessenkonflikt: Die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Zitierweise: Weidauer S, Tafreshi M: Juvenile embolic stroke complicating COVID-19 infection. Dtsch Arztebl Int 2020; 117: 492. DOI: 10.3238/arztebl.2020.0492
Dieser Beitrag erschien online am 3. 7. 2020 (online first) auf www.aerzteblatt.de
►Vergrößerte Abbildung und englische Übersetzung unter: www.aerzteblatt.de
Leserkommentare
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am Samstag, 15. August 2020, 11:36
39 ist das neue 19
Und jetzt im Ernst, solche Fälle kommen auch bei Influenza vor und auf der anderen Seite sollten sie Jugendlichen und 39-jährigen Maskenverweigerern eine Warnung sein. Auch sie sind potentiell gefährdet.
H. Schmidt
am Mittwoch, 22. Juli 2020, 11:41
"Juveniler" Fehlgebrauch und Übersetzungsfehler
1. Im Wörterbuch bedeutet ju·ve·nil/juveníl/ als Adjektiv
a) BILDUNGSSPRACHLICH für junge Menschen, für das jugendliche Alter charakteristisch. Als Beispiel "juvenile Schwärmereien".
2. Man spricht von SARS-CoV-2-Infektionen und von COVID-19-Erkrankungen.
3. Im Englischen sind das SARS-CoV-2-Infections und COVID-19-Diseases.
Mf + kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund