

Die Übersichtsarbeit berichtet über Risikofaktoren und die Prävention der Frühgeburt auf der Grundlage einer internationalen Literaturrecherche der Jahre 2000 bis 2019 (1). Dabei sind folgende Mängel zu konstatieren:
- Die Entwicklung der Frühgeburtenraten in Deutschland wird im Vergleich der Jahre 2009 und 2017 dargestellt, womit ein zeitlicher Trend nicht erkennbar wird.
- Dieser Zweijahresvergleich ist fehlerhaft, da Frühgeburtenraten (2009) mit Frühgeborenenraten (2017) verglichen werden.
- Die Übersicht der Risikofaktoren ist unvollständig. So fehlen unter anderem: Body-Mass-Index, Diabetes mellitus, Gestationsdiabetes, Eisenmangel ohne Anämie, Hypertonie, Schilddrüsendysfunktion, psychische Belastungen, Verwendung illegaler Drogen, Gewichtszunahme in der Schwangerschaft, höheres Alter sowie ethnische Herkunft (2).
- Besonders kritisch ist, dass Risikomaße (Odds Ratio [OR], Relatives Risiko [RR]) benannt werden, jedoch nicht die Prävalenzen dieser Risikofaktoren unter Schwangeren in Deutschland, von denen das präventive Potenzial entscheidend abhängt. Eine Recherche zu den Prävalenzen hätte erhebliche Defizite bei der epidemiologischen Datenlage hinsichtlich der Lebensbedingungen und Verhaltensweisen von Schwangeren sowie Forschungsbedarf sichtbar werden lassen. Allerdings hätte der Datensatz des BabyCare-Programms mit über 60 000 Fällen als Näherung herangezogen werden können.
- Es wird festgestellt, dass die Frühgeburtenrate in vielen Ländern nicht gesenkt werden konnte. Ist den Autoren die drastische Verringerung der Frühgeburtenrate in den USA seit dem Jahr 2007 nicht bekannt (3)?
Als Fazit wird auf die sorgfältige Erfassung der Risikofaktoren zu Beginn der Schwangerschaft hingewiesen. Diese wird von den niedergelassenen Frauenärztinnen und Frauenärzten seit Jahrzehnten praktiziert. Was ist die neue Botschaft?
DOI: 10.3238/arztebl.2020.0509b
Dr. phil. Wolf Kirschner
Wissenschaftlicher Leiter BabyCare FBE
c/o Charité Frauenklinik Berlin
wkirschner@fbe.gmbh
Interessenkonflikt
Die Ehefrau des Autors ist Geschäftsführerin der FBE GmbH. Dr Kirschner wurden Reisekosten erstattet von der FBE GmbH und er bezieht eine Gehalt von der FBE GmbH als wissenschaftlicher Leiter.
1. | Berger R, Rath W, Abele H, Garnier Y, Kuon RJ, Maul H: Reducing the risk of preterm birth by ambulatory risk factor management. Dtsch Arztebl Int 2019; 116: 858–64 VOLLTEXT |
2. | Department of Health, Australian Government: Clinical practice guidelines: pregnancy care. 2018. www.health.gov.au/resources/publications/pregnancy-care-guidelines (last accessed on 23 March 2020). |
3. | Schoen CN, Tabbah S, Iams JD: Why the United States preterm birth rate is declining. Am J Obstet Gynecol. 2015; 213: 175–80 CrossRef MEDLINE |
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