

Den Autoren sei für die Übersichtsarbeit zur Prävention von Frühgeburten – die in der Tat weiterhin ein immenses medizinisches Problem darstellt – gedankt (1). Hier erstaunt es jedoch, dass ein weiterer wichtiger und nachgewiesener Risikofaktor für Frühgeburten gar nicht erwähnt wurde: Auch vorherige Abtreibungen führen unter anderem zu einer höheren Rate an Frühgeburten und Kindern mit niedrigerem Geburtsgewicht in nachfolgenden Schwangerschaften (2, 3). Dies ist medizinisch durchaus plausibel, kann doch das iatrogene Trauma an der empfindlichen Zervix deren Funktion unter Umständen auch dauerhaft schädigen.
Im Artikel fand lediglich „Zustand nach medizinisch indizierter Frühgeburt“ Eingang in die Tabelle für Risikofaktoren, dies aber eher bezogen auf medizinisch indizierte Sectiones in vorherigen Schwangerschaften. Warum wurde aber nicht auch der nachgewiesene Risikofaktor „Zustand nach vorheriger Abtreibung“ erwähnt? So kontrovers diese Thematik auch diskutiert wird, gehört dieses Wissen, die Aufklärung betroffener Schwangere und medizinischem Personal (welches jene erst in die Lage versetzt, abwägen und entscheiden zu können, wenn sie sämtliche Informationen dafür und dagegen zur Verfügung gestellt bekommen) nicht auch zur Prävention von Frühgeburten dazu? Könnte nicht auch das Senken der nach wie vor sehr hohen Rate an Abtreibungen und das Ermutigen zu einem „Ja“ für das noch nicht geborene Kind auch mit die so hohe Rate an Frühgeburten senken? Sollten nicht hierzu alle zur Verfügung stehenden Anstrengungen unternommen werden – im Sinne aktueller und folgender Schwangerschaften? Vielleicht bringt ja auch die von Bundesgesundheitsminister Spahn beabsichtigte deutsche Studie über Folgen von Schwangerschaftsabbrüchen zusätzlich zu den bereits bestehenden internationalen Untersuchungen hierzu einen weiteren Erkenntnisgewinn.
DOI: 10.3238/arztebl.2020.0510a
Dr. med. Michael Kiworr
Mannheim, mkiworr@gmx.de
Interessenkonflikt
Der Autor erklärt, dass kein Interessenkonflikt besteht.
1. | Berger R, Rath W, Abele H, Garnier Y, Kuon RJ, Maul H: Reducing the risk of preterm birth by ambulatory risk factor management. Dtsch Arztebl Int 2019; 116: 858–64 VOLLTEXT |
2. | Thorp JM Jr, Hartmann KE, Shadigan E: Long term physical and psychological consequences of induced abortion: Review of the evidence. Obst Gynecol Surv 2002; 58: 67–79 CrossRef MEDLINE |
3. | Shah PS, Zao J, Knowledge Synthesis Group of Determinants of preterm/LBW births: Induced termination of pregnancy and low birthweight and preterm birth: a systematic review and meat-analyses. BJOG 2009, 116: 1425–42 CrossRef MEDLINE |