

Zur Behandlung einer asymptomatischen bakteriellen Vaginose (BV) in der Schwangerschaft gibt es außer Metaanalysen der Cochrane Collaboration auch eine andere Metaanalyse, die fünf randomisierte kontrollierte Studien einschließt und eine deutliche Reduktion von späten Fehlgeburten und Frühgeburten durch Therapie mit Clindamycin nachweist (1). Der Teufel steckt wie immer im Detail: Es kommt darauf an, in welcher Schwangerschaftswoche (SSW) die Schwangeren untersucht wurden, ob neben einer BV auch ein Intermediärstadium (Nugent-Score 4–6) behandelt wurde, wie die Therapie genau aussah (Substanz, Dosis, Applikationsweg), ob der Behandlungserfolg überprüft und die Therapie gegebenenfalls wiederholt wurde (Cave: hohe Rezidivrate der BV) und anderes mehr. Metaanalysen die nicht im Einklang mit Cochrane Reviews stehen, sollten nicht ignoriert werden.
Bei verkürzter Zervix ist es ein Fortschritt, dass sich eine Progesterontherapie als nützlich erwiesen hat. Aber wäre es fachlich nicht viel konsequenter zu verhindern, dass sich die Zervix überhaupt erst verkürzt? Weil eine Zervixverkürzung oft durch eine BV oder vaginale Infektion verursacht wird, ist deren möglichst frühe Erkennung wichtig. Daher empfehlen wir seit 1994 Vorsorgemaßnahmen für Schwangere, die diese schon frühzeitig in der Schwangerschaft und in bisher nicht möglich gewesenen kurzen Zeitintervallen selbst durchführen können. Die Resultate sind erfreulich (2). Ähnlich gute Ergebnisse erzielten Hoyme et al. in Thüringen (3). Zwar handelt es sich hierbei nicht um randomisierte kontrollierte Studien, aber solange zu diesem Prozedere keine solchen existieren, besteht die beste verfügbare Evidenz in den Ergebnissen der vorliegenden Beobachtungsstudien. Es kann nicht sein dass man diesbezüglich untätig bleibt und abwartet, bis irgendjemand hierzu eine randomisierte Studie durchgeführt hat.
DOI: 10.3238/arztebl.2020.0510c
Prof. Dr. med. Erich Saling
Jürgen Lüthje, Arzt
Erich Saling-Institut für Perinatale Medizin, Berlin
info@saling-institut.de
Interessenkonflikt
Die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt besteht.
1. | Lamont RF, Nhan-Chang C-L, Sobel JD, et al.: Treatment of abnormal vaginal flora in early pregnancy with clindamycin for the prevention of spontaneous preterm birth: a systematic review and metaanalysis. AJOG 2011; 205: 177–190 CrossRef MEDLINE PubMed Central |
2. | Saling E, Lüthje J, Schreiber M: Efficient and simple program including community-based activities for prevention of very early premature birth. In: Kurjak A, Chervenak FA, eds. Textbook of Perinatal Medicine. 3rd ed. Jaypee Brothers Medical Publishers; 2015: 1193–1200 |
3. | Hoyme UB, Huebner J: Prevention of preterm birth is possible by vaginal pH screening, early diagnosis of bacterial vaginosis or abnormal vaginal flora and treatment. Gynecol Obstet Invest 2010; 70: 286–90 CrossRef MEDLINE |
4. | Berger R, Rath W, Abele H, Garnier Y, Kuon RJ, Maul H: Reducing the risk of preterm birth by ambulatory risk factor management. Dtsch Arztebl Int 2019; 116: 858–64 VOLLTEXT |
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