ArchivDeutsches Ärzteblatt PP8/2020Gewalt gegen Männer: Mehr Aufmerksamkeit notwendig

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Gewalt gegen Männer: Mehr Aufmerksamkeit notwendig

dpa

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26 000 Männer wurden in 2018 Opfer von häuslicher Gewalt. Foto: Dmytro S/stock.adobe.com
26 000 Männer wurden in 2018 Opfer von häuslicher Gewalt. Foto: Dmytro S/stock.adobe.com

Männer werden nach Einschätzung der Rechtsmedizinerin Dr. med. Verena Kolbe wesentlich häufiger Opfer häuslicher Gewalt als offizielle Zahlen vermuten lassen. Grund sei, dass die Thematik bei den Betroffenen höchst schambesetzt sei und sie diese Delikte nur selten anzeigen, begründete die Leiterin der Opferambulanz an der Rostocker Universitätsmedizin das vermutete große Dunkelfeld.

Kolbe rief deshalb Rettungsdienste, Notaufnahmen und niedergelassene Ärzte auf, auch bei Männern auf Spuren häuslicher Gewalt zu achten. Betroffene Männer sollten wissen, dass sie mit ihren Nöten genauso behandelt werden wie Frauen (Deutschen Ärzteblatt, Heft 31-32).

2018 wurden nach Angaben des Bundeskriminalamts 324 Frauen und 97 Männer Opfer versuchter und vollendeter Tötungen durch ihre (Ex-)Partner. Im gleichen Jahr wurden deutschlandweit rund 26 000 Männer Opfer von häuslicher Gewalt, gleichzeitig wurde das Delikt aber an 114 000 Frauen begangen.

Es sei zu beobachten, dass ein Großteil der von Gewalt betroffenen Männer zuvor selbst gegen die Partnerin gewalttätig geworden sei, sagte Kolbe. Gleichzeitig seien bis zu 40 Prozent der betroffenen Männer in der Kindheit selbst Opfer von Missbrauch beziehungsweise Misshandlung geworden. Nach Kolbes Ansicht sind Gewalt gegen Männer und die begleitenden Risikofaktoren nur wenig erforscht. dpa

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