THEMEN DER ZEIT
Kunsttherapie: Alle Künste unter einem Begriff
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Die Ursprünge der Begriffe Gestaltungstherapie, Kreative Therapie, Künstlerische Therapie(n) und Kunsttherapie sind heute selbst in Fachkreisen kaum bekannt. Schulenstreitigkeiten haben seit den 1980er-Jahren zu einem Gebrauch der verschiedenen Bezeichnungen geführt. Ein Beitrag zur Begriffsklärung.
Der französische Psychiater Paul Meunier veröffentlichte im Jahr 1907 das Buch L’art chez les fous (deutsch 1997: Die Kunst bei den Verrückten). Meunier wagte es darin als einer der Ersten, den Werken von psychisch Erkrankten künstlerische Qualitäten zuzusprechen. Dies geschah noch vor dem Hintergrund des Akademismus, einer Kunstauffassung, die sich vom 17. bis 19. Jahrhundert entwickelt und zunehmend zum Dogma verfestigt hatte. Demnach musste der Künstler nicht nur über eine höchstentwickelte künstlerisch-handwerkliche Technik, sondern auch über besondere menschliche Qualitäten verfügen, um hochstehende Werke erschaffen zu können, die zu Recht als Kunst bezeichnet werden dürfen. Meunier behauptete demgegenüber, dass die „wesentlichen Qualitäten“ der Werke von Psychiatriepatienten dieselben seien, „wie bei dem gesunden Künstler auch: Offenheit, Einfallsreichtum und Geduld“ (1). Diese Aussagen lösten unter Zeitgenossen Widerspruch aus. Meunier hatte dies geahnt. Er hatte es nicht gewagt, das Buch unter seinem Namen und als Psychiater zu veröffentlichen. Es war unter seinem literarischen Pseudonym Marcel Réja erschienen. Aufgrund seiner Freiheit gegenüber tradierten Auffassungen gehörte Meunier zu den weit vorausweisenden Zukunftspionieren des 20. Jahrhunderts.
Anders war es bei C. G. Jung. Im Rahmen einer schweren psychischen Krise mit psychotischen Symptomen entdeckte Jung 1914 das Malen als therapeutische Hilfe für sich selbst (2). Bald regte er auch seine Patienten zum Malen an. Jung mochte diesbezüglich jedoch nicht von Kunst sprechen. Für ihn gab es eine klare Trennlinie zwischen „wirklicher Kunst“ (3) und dem, was moderne Künstler, er selbst und seine Patienten hervorbrachten. So sprach Jung in seinem ersten, 1916 geschriebenen, aber erst 1957 veröffentlichten Aufsatz zum Malen in der Psychotherapie von Gestaltung, nicht von Kunst (4).
Gestaltungstherapie
Die gedankliche Trennung zwischen einer sogenannten echten Kunst und den Werken von modernen Künstlern und Patienten hat sich im psychiatrischen Kontext über das 20. Jahrhundert hinweg erhalten. Dies war einer der Gründe, warum der Psychiater Günter Clauser 1960 die Bezeichnung Gestaltungstherapie wählte, als er einen „Sammelbegriff“ für das Fachgebiet suchte (5). Clauser bezog sich zwar ausdrücklich auf „künstlerische Verfahren“ und listete dementsprechend Methoden wie „Zeichnen“, „Malen“, „Plastizieren“, „Musiktherapie“, „Psychodrama“, „frei erfundene Geschichten“, „Pantomime“, „Maskenspiel“ und „Ausdruckstanz“ auf. Merkwürdigerweise nannte er aber auch die „Gymnastik“ und den „Therapeutischen Dialog“. Vielleicht wollte Clauser dadurch verdeutlichen, dass die Gestaltung Grundelement aller Therapie sei? Wenn aber alle Therapieverfahren, die Gestalterisches beinhalten, als Verfahren der Gestaltungstherapie gelten sollen, würde das letztlich alle Therapieverfahren mit einschließen. Clausers Problem der inhaltlichen Klärung der Bezeichnung Gestaltungstherapie ist das Grundproblem des Begriffs Gestaltung schlechthin: Jede menschliche Tätigkeit ist eine Form von Gestaltung. Wo Clauser etwas konkreter aus der gestaltungstherapeutischen Praxis heraus sprach, lag sein Fokus aber doch auf den künstlerischen Verfahren, namentlich der bildenden Künste.
Clauser versuchte die Gestaltungstherapie zu profilieren, indem er sie dezidiert von der Arbeits- und Beschäftigungstherapie, den Vorläufern der heutigen Ergotherapie, absetzte. Die Gestaltungstherapie sollte nach Ansicht Clausers nur „vom Psychotherapeuten selbst“, damals vor allem dem psychoanalytisch geschulten Arzt, durchgeführt werden. Denn allein dieser beherrsche die „Psychologie des unbewussten Seelenlebens“. Clauser reflektierte dabei nicht, dass die Beherrschung der „Psychologie des unbewussten Seelenlebens“ nicht mit der Befähigung einhergeht, die von ihm aufgezählten Methoden der Gestaltungstherapie fachlich anzuleiten. Selbst wenn es darum ging, ein künstlerisches Gestalten zu eröffnen, das frei von ästhetischen Wertmaßstäben und Zielsetzungen war, wie es Clauser vorschwebte, hätte der die Gestaltungstherapie durchführende Arzt doch über hinreichende Vorerfahrungen im Zeichnen, Malen, Plastizieren, Musizieren, Theaterspiel oder Ausdruckstanz verfügen müssen, um gekonnt Anleitung und Hilfestellung geben zu können. Hier wird deutlich, dass Clausers Bevorzugung des Begriffs Gestaltung auch damit zu tun hatte, dem künstlerisch ungeschulten Arzt nicht die Kompetenzen zur therapeutischen Arbeit mit den Künsten abzusprechen.
Clausers weitere Versuche, die Gestaltungstherapie von der Beschäftigungstherapie abzugrenzen, machen die terminologischen Unklarheiten nochmals deutlicher. Schon damals wurde nicht nur in der Gestaltungstherapie, sondern auch in der Beschäftigungstherapie (so wie heute in der Ergotherapie) gezeichnet, gemalt und plastiziert. Das Zeichnen, Malen und Plastizieren in der Beschäftigungstherapie sei jedoch, wie Clauser hervorhob, an den „Gesichtspunkten der Ästhetik“ orientiert. Es handele sich um ein Schaffen, das einer „Beziehung zur Idee des Schönen“ entspringe und also „allgemeinen Form- und Farbgesetzen“ unterworfen sei. In der Gestaltungstherapie sei das ganz anders. Diese solle „den schöpferischen Impulsen ohne Zielsetzung oder Korrektur zur Selbstentfaltung“ verhelfen. „Das Gestaltgewordene“ solle „weder etwas nützen“ noch solle „es richtig, schön oder künstlerisch wertvoll sein“. Faktisch heißt dies, dass das Zeichnen, Malen und Plastizieren in der Beschäftigungstherapie an den traditionellen Idealen der akademischen Kunst des 19. Jahrhunderts ausgerichtet war, das künstlerische Tun in der Gestaltungstherapie aber an den neuartigen Haltungen der modernen Kunst des 20. Jahrhunderts. Für Clauser war jedoch selbstverständlich, dass die moderne Kunst keine echte Kunst sei, so wie er auch die Werke von Patienten nicht als Kunst betrachten konnte. Dennoch, seine Forderung nach künstlerisch-technischer Offenheit und weitgreifenden ästhetischen Freiheiten war zeitgemäß und methodisch richtig. Nur mochte er aufgrund seiner veralteten Denkmuster den Begriff Kunst nicht anwenden. Der Sache nach hätte das künstlerische Tun in der Gestaltungstherapie bereits in den 50er-Jahren als moderne Kunsttherapie bezeichnet werden können.
Künstlerische Therapie
Am Klinisch-therapeutischen Institut in Arlesheim (Schweiz), der ersten Klinik, die auf Grundlage einer durch anthroposophische Erkenntnisse erweiterten Heilkunst arbeitete, waren 1925 erste Versuche eines sogenannten „Heilmalens“ unternommen worden (6). Als sich 1926 die junge Ärztin Margarethe Hauschka dort bewarb, verwendete sie schon in ihrem Bewerbungsschreiben den Ausdruck „Künstlerische Therapie“ (7). 1927 erhielt Hauschka von der leitenden Ärztin Ita Wegman den Auftrag, die „bildenden Künste, Malen, Zeichnen und Plastizieren als Ärztin therapeutisch so zu durchdringen, dass diese Künste zu einer gezielten, den Krankheiten entsprechenden Therapie entwickelt werden“ (8) können.
In den folgenden Jahren entwickelte Hauschka eine spezifische Form der Maltherapie. Sie ging dabei von der letztlich aus dem Neuplatonismus stammenden Überzeugung aus, dass die Kunst, wie wir sie auf Erden kennen, verunreinigt sei. Sie enthalte deshalb vieles, was man „als krank ansprechen“ (9) müsse. Damit die in der Kunst angelegten göttlich-urbildlichen Heilkräfte in reiner Weise zur Wirksamkeit kommen könnten, müsse die Kunst folglich eine Läuterung durchmachen. Dazu entwickelte Hauschka eine Maltechnik des lasierenden Aquarellierens mit sensiblem, lichtem Farbauftrag (am besten mit Pflanzenfarben), sodass eine Durchlässigkeit für die urbildliche geistige Wirkkraft der Farben möglich werde. Dadurch werde die Kunst auf eine höhere Stufe gehoben. Sie werde eine künstlerische Therapie. Die Bezeichnung Künstlerische Therapie war also verwendet worden, um ein Abrücken von der Kunst als solcher zum Ausdruck zu bringen.
Kunsttherapie
Der Bildhauer und Grafiker Siegfried Pütz schrieb 1964 einen Rundbrief zur Begründung einer Kunst-Studienstätte an 300 Persönlichkeiten aus den Bereichen Kunst, Pädagogik, Medizin, Soziales und Therapie, vorwiegend aus dem anthroposophischen Kontext. Er sprach darin von den „helfenden und heilenden Kräfte[n]“ der Kunst (10), derer die Menschheit dringend bedürfe. Um diese heilenden Kräfte zur Wirksamkeit bringen zu können, sollte eine neuartige Ausbildungsstätte begründet werden. Pütz wollte Künstler heranbilden, die zutiefst mit dem Kunstschaffen verbunden sind und so die heilenden Kräfte der Kunst für ihre Mitmenschen wirksam machen können; und zwar in der Medizin, Psychotherapie, Psychiatrie, Pädagogik, Heilpädagogik, Sozialarbeit, Kriminaltherapie, Kunstpädagogik und der Kunst selbst. Letztendlich sollten durch die Heilkräfte der Kunst die Grundlagen für ein menschenwürdiges soziales Miteinander gelegt werden. Pütz war darin von Schillers Ästhetischer Erziehung des Menschen (1795) beeinflusst (11).
1967 gelang Pütz die Begründung der Kunst-Studienstätte Ottersberg – Freie Hochschule für soziales Wirken der Kunst. 1970 prägte er in vier Aufsätzen den deutschsprachigen Begriff Kunsttherapie (12). Pütz konnte zunächst zwar nur im Bereich der bildenden Kunst ausbilden, doch hatte er den Begriff Kunst immer auf alle Künste bezogen. Hier war er maßgeblich von Rudolf Steiner geprägt, der 1909 einen Kanon der sieben Künste Baukunst, Tanz, Plastik, Malerei, Musik, Schauspiel und Dichtung aufgestellt hatte (13).
Indessen war Pütz in fataler Weise durch das in den 1950er-Jahren erfolgreiche Buch „Verlust der Mitte“ (1949) des antimodernistischen Kunstwissenschaftlers Hans Sedlmayr beeinflusst. Pütz glaubte, zwischen einer „wahren Kunst“ und einer „Pseudo-Kunst“ oder „unsittlichen Kunst“ unterscheiden zu müssen, da nur die wahre Kunst als „große Heilerin“ angesehen werden könne. Viele Herangehensweisen der modernen Kunst müssten als etwas „Krankmachende[s]“ verstanden werden, da sie eben Ausdruck des Verlusts der Mitte seien (14). Der Innovator Pütz geriet da menschlich und konzeptionell in Einseitigkeiten, die in Widerspruch zu seinem eigentlichen kunsttherapeutischen Anliegen standen.
Kreative Therapie
Im Jahre 1965 beklagte der Ausnahmestudent Hilarion Petzold in einem französischsprachigen Aufsatz über Angewandte Gerontologie einen Mangel an hilfreichen Konzepten und skizzierte die Idee einer Integrativen Therapie. Der Mensch müsse als Ganzes in seinen verschiedenen Daseinsschichten verstanden werden. Auf Basis einer „wertschätzende[n] Beziehung von Subjekt zu Subjekt im Sinne von Gabriel Marcel“ (15) solle jegliche Therapie vielschichtig ineinanderwirkend das Leibliche, Emotionale, Geistige und Soziale des Menschen umfassen. Damit waren die Grundideen des umfassenden psychotherapeutischen Ansatzes der Integrativen Therapie skizziert, den Petzold in den folgenden Jahren gemeinsam mit Johanna Sieper, Hildegund Heinl und Ilse Orth entwickeln sollte (16).
Eine besondere Stellung nahm für Petzold dabei die Kreativität ein, die er unter Einfluss von Vladimir Iljine, den Begründer des Therapeutischen Theaters (1909), und Jakob Levy Moreno, den Begründer der Gruppentherapie und des Psychodramas (1942), als Schlüsselbegriff für Lebendigkeit, Handlungsfähigkeit, Verwandlungsfähigkeit, Spielfähigkeit, gemeinsames Tun und die Verbindung mit den Mitmenschen und der Umwelt verstand. Dabei war es ihm selbstverständlich, dass sich Kreativität im „ästhetischen Raum der Gestaltung“ (17) entfalte. In diesem Sinne hatte Petzold seit 1965 gezielt Elemente des Schauspiels, des Tanzes, der Musik und des Malens in die Therapie mit einbezogen, die sogenannten kreativen Medien. Petzolds Konzept umfasste explizit alle Künste.
Als der Begriff Kunsttherapie in den 1970er-/80er-Jahren alle anderen Bezeichnungen in der Öffentlichkeitswirksamkeit überholte, geriet Petzold jedoch in eine Polemik. Er versuchte seine Kreative Therapie als psychotherapeutisch fundierte, ganzheitliche Therapieform zu profilieren, während er den Kunsttherapeuten pauschal unterstellte, dass es ihnen an (psycho-) therapeutischem Know-how fehle, das durch „künstlerische Kompetenz“ (18) nicht ausgeglichen werden könne. Petzold polarisierte zwischen dem (Psycho-)Therapeuten und dem Künstler und riss damit auseinander, was für prägende Persönlichkeiten der Kunsttherapie wie Siegfried Pütz oder Edith Kramer niemals getrennt war.
Dass Edith Kramers Art Therapy – auch wenn sie im Wesentlichen durch die neuen kunstpädagogischen Impulse Franz Cizeks und Johannes Ittens beeinflusst war – in der Ich-Psychologie Heinz Hartmanns und Ernst Kris’ ein valides psychotherapeutisches Fundament hatte (19), übersah Petzold ebenso, wie Pütz’ Reflexionen über den Therapiebegriff. Für Pütz war das Dienen (griech. therapeia) schon immer Grundlage allen Kunstschaffens (20). Diese Haltung war das Zentrum seines Ottersberger Ansatzes. Zudem hielt Pütz den Einbezug therapeutischer Konzepte aus der Medizin, Psychologie, Psychotherapie, aber auch Ästhetik, Philosophie und der anthroposophischen Anthropologie sowie die Zusammenarbeit mit Ärzten, Psychologen, Heilpädagogen und anderen für unerlässlich (21).
Hilarion Petzold bezeichnete seinen Ansatz zwar seit den 1990er- Jahren als Integrative Kunst- und Kreativitätstherapie, eine Distanz zur Kunst blieb gleichwohl.
Gestaltungstherapie
Auch wenn Günter Clauser 1960 die Gymnastik und den Therapeutischen Dialog in seine Auflistung der Methoden der Gestaltungstherapie einbezogen hatte, hatte sein innerer Fokus doch auf den Künsten gelegen. Dies zeigt sich nicht zuletzt daran, dass der Bezug der Gestaltungstherapie auf die Künste trotz der Bevorzugung des Begriffs Gestaltung für Günter Clauser so selbstverständlich war, dass er nicht einmal auf den Gedanken kam, dass es beispielsweise auch noch das Gestalten technischer Geräte gibt. Das zählte natürlich nicht zur Gestaltungstherapie. Ähnlich war es bei der Kreativen Therapie. Auch wenn Petzold bei der Aufzählung seiner kreativen Medien Methoden wie Imagination, Sensory Awareness, Aromatherapie oder Lambanotherapie benannt hat, hatte auch sein Fokus auf den Künsten gelegen. Folglich zählte Petzold das kreative Denken, das in der US-amerikanischen Kreativitätsforschung sogar die maßgebliche Form von Kreativität darstellt, nicht zu seinen kreativen Medien. Dass Kreativität im konkreten Kunstschaffen auf die bestmögliche Weise sinnenhaft, tätig-handelnd, lebendig, ganzheitlich, gemeinschaftlich und mit Rückbezug auf ästhetisches Empfinden realisiert wird, war ihm selbstverständlich.
Dass in den Künsten das Gemeinsame und Verbindende der Tanztherapie, Theatertherapie, Maltherapie, Musiktherapie, Poesietherapie liegt, ist in den letzten 20 Jahren eigentlich allen Beteiligten klar geworden. Um dies widerzuspiegeln, ist durch viele Berufsverbände aber leider der schwammige Oberbegriff Künstlerische Therapien propagiert worden (22). Dabei hatte Margarethe Hauschka seit 1929 die Bezeichnung Künstlerische Therapie gezielt verwendet, um ein Abrücken von der Kunst zu verdeutlichen. Dieses Abrücken entspricht sprachlich-semantisch der Beugung des Vokals U zum Umlaut Ü und dem damit vollzogenen Übergang vom Hauptwort Kunst zum weniger eindeutigen Adjektiv künstlerisch. Dementsprechend eröffnet der Oberbegriff Künstlerische Therapien ein unklares Feld. Beispielsweise sind seit den 1980er-Jahren die Atem-, Sprech-, Leib-, Körper-, Sinnes- und Bewegungstherapien, Logopädie, Arbeits-, Beschäftigungs- und Ergotherapie vielleicht nicht gänzlich zu Unrecht als künstlerische Therapien betrachtet worden (23). Formen von Kunsttherapie sind sie aber sicher nicht.
Soll demgegenüber das Ureigene und Unverwechselbare der Tanz-, Theater-, Musik-, Mal-, Poesie-, Plastizier-, Gesangs- und Architekturtherapie nunmehr eindeutig herausgestellt werden, wäre es sinnvoll den Oberbegriff Kunsttherapie zu verwenden (24). In diesem Zuge wäre allerdings der immer noch weit verbreiteten Reduktion des Begriffs Kunst auf die bildenden Künste entschieden entgegenzutreten, weil damit implizit eine Hierarchisierung der Künste, das heißt eine Aufwertung der bildenden Künste und eine Abwertung der Künste Musik, Poesie, Tanz und Theater verbunden ist. Für das 21. Jahrhundert erscheint ein nichthierarchisierender Kunstbegriff als zukunftsweisend. Der Oberbegriff Kunsttherapie sollte gleichwertig alle Künste umfassen.
- Zitierweise dieses Beitrags:
PP 2020; 18 (8): 354–7
Anschrift für die Verfasser
Ralf Matti Jäger, Dipl.-Kunsttherapeut (FH), Phänomenologe
Kollase 2, 29473 Göhrde
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Literatur im Internet:
www.aerzteblatt.de/pp/lit0820
Universität Witten/Herdecke: Prof. Dr. med. Martin