

Die konsentierte Bezeichnung einer rheumatischen Gelenkerkrankung im Kindesalter lautet „juvenile idiopathische Arthritis (JIA)“, nicht „juvenile rheumatische Coxitis“. Sie wird nach ILAR-Kriterien klassifiziert (1). Wichtig zum Verständnis ist die Definition der JIA, nach der folgende Kriterien erfüllt sein müssen:
- objektiver Nachweis einer Arthritis/Enthesitis
- < 16. Lebensjahr
- Dauer über 6 Wochen
- Ausschluss anderer Ursachen.
Die rheumatoide Arthritis der Erwachsenen muss von einer JIA abgegrenzt werden. Die Differenzierung zwischen im Kinderalter sehr häufigen, oft harmlosen peri-, postinfektiösen Arthritiden und seltenen, therapiebedürftigen reaktiven Arthritiden ist wichtig. Beide Arten haben eine infektiöse Ursache im weitesten Sinne. Die Darstellung, dass eine infektiöse Ursache ein zwingender Grund für eine diagnostische Gelenkpunktion ist, erscheint irreführend. Eine septische Arthritis muss als orthopädischer Notfall einer diagnostischen Punktion/Gelenkspülung zugeführt werden. Eine peri-, postinfektiöse Arthritis stellt keinen Grund für eine diagnostische Gelenkpunktion dar (2). Reaktive Arthritiden treten oft wenige Wochen nach überwundenen Enteritiden auf. Sie zählen zu den Spondylarthropathien und werden nach Therapieprinzipien einer JIA behandelt. Die genannte Labordiagnostik einer Borrelien- oder Virus-Serologie sollte auf einem begründeten klinischen Verdacht fußen. Bestimmungen von HLA B27 (HLA, „human leukocyte antigen“), Rheumafaktoren, antinukleäre Antikörper (ANA) erlauben keine Diagnose, sondern helfen nur bei der Klassifikation einer JIA.
Im Artikel (3) fehlen Angaben zur Wirksamkeit und Sicherheit der häufig bei JIA indizierten intraartikulären Therapie (Triamcinolonhexaacetonid). Wichtig ist zudem, dass eine JIA häufig gut therapierbar ist und prognostisch sehr günstig verläuft. In dem Beitrag (3) fehlt schließlich ein Hinweis auf eine interdisziplinäre Versorgung von Kindern mit Gelenkschmerzen, wodurch unnötige Diagnostik und Therapie vermieden werden können. Vieles wird in der kürzlich überarbeiteten, publizierten S2k-Leitlinie zur Therapie der JIA dargestellt (4).
DOI: 10.3238/arztebl.2020.0599b
Dr. med. Gregor Dückers
Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin
HELIOS Klinik Krefeld
gregor.dueckers@helios-gesundheit.de
Interessenkonflikt
Der Autor erklärt, dass kein Interessenkonflikt besteht.
1. | Petty RE, Southwood TR, Manners P, et al.: International league of associations for rheumatology classification of juvenile idiopathic arthritis: second revision, Edmonton, 2001. J Rheumatol 2004; 31: 390–2. |
2. | Mayatepek E (ed.): Pädiatrie. Grundlagen, Klinik und Praxis. Stuttgart: Urban & Fischer/Elsevier 2019; p. 389. |
3. | Yagdiran A, Zarghooni K, Semler JO, Eysel P: Hip pain in children. Dtsch Arztebl Int 2020; 117: 72–82 VOLLTEXT |
4. | Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR) und Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ) (eds.): Leitlinie: Therapie der juvenilen idiopathischen Arthritis. https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/027-020.html (last accessed on 15 May 2020). |
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Frontiers in Immunology, 202210.3389/fimmu.2022.961325