

Ich bin überrascht just im Deutschen Ärzteblatt, in dem die Aufnahme des in Deutschland bis heute gesetzlich verankerten generellen Hüftultraschallscreenings in die Kinderrichtlinie publiziert wurde, lesen zu müssen, dass bis heute diskutiert wird, „ob die Einführung eines sonografischen Hüftscreenings bei Neugeborenen eine Verbesserung (…) aufweist“ (1).
Bereits 2008 konnten Ihme et al. (2) zeigen, dass unser Ultraschallscreening einem rein klinischen Screening überlegen ist. Die Inzidenz der Rate operativer Maßnahmen konnte dank unseres Hüftultraschallscreenings von 1,26/1 000 Lebendgeborener bei rein klinischem Screening auf 0,26 gesenkt werden.
Neben der zitierten Wiener Arbeitsgruppe um Thallinger konnten Thaler et al. 2011 zeigen, dass in Österreich nach Einführung eines generellen Ultraschallscreenings nach Graf in der ersten und in der 6.–8. Lebenswoche die Notwendigkeit operativer Maßnahmen bei Kindern im Alter von 0–15 Jahren um 75,9 % gesenkt werden konnte verglichen mit einem generellen klinischen Screening inklusive Testung des Ortolani- und Barlow-Zeichens (3). Darüber hinaus konnten infolge der Sonografie-gesteuerten Therapie die Therapiekosten von 410 000 € auf 117 000 € pro Jahr gesenkt werden bei einem Anstieg der Screeningkosten von lediglich 57 000 €/Jahr.
Zugegeben, die Arbeiten von Thaler und Thallinger waren zu dem Zeitpunkt, als die Cochrane-Analyse durchgeführt wurde, noch nicht publiziert. Allerdings wurde die vorhandene Arbeit von Ihme auch nicht berücksichtigt.
Abschließend muss betont werden, dass die zitierte Cochrane-Analyse allenfalls eine Aussage über das Outcome hüftsonografischer Screeningmethoden im Allgemeinen zulässt. In den der Cochrane-Analyse zugrunde liegenden Publikationen erfolgten die Ultraschalluntersuchungen nach Elbourne, Graf, Harcke, Terjessen oder aber modifiziert nach Graf (4).
DOI: 10.3238/arztebl.2020.0600a
Dr. med. Tamara Seidl
Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Wirbelsäulenchirurgie
Klinikum Herford
tamara.seidl@klinikum-herford.de
Interessenkonflikt
Dr. Seidl wurde honoriert für eine Gutachtertätigkeit mit Bezug zum Thema vom Landgericht Aachen. Sie bekam ein Honorar vom Thieme-Verlag für eine Autorenschaft einer Publikation, bei der eine Bezug zum Thema besteht.
1. | Yagdiran A, Zarghooni K, Semler JO, Eysel P: Hip pain in children. Dtsch Arztebl Int 2020; 117: 72–82 VOLLTEXT |
2. | Ihme N, Altenhofen L, von Kries R, Niethard FU: Sonographisches Hüftscreening in Deutschland Ergebnisse und Vergleich mit anderen Screeningverfahren. Orthopäde 2008; 37: 541–9 CrossRef MEDLINE |
3. | Thaler M, Biedermann R, Lair J, Krismer M, Landauer F: Cost-effectiveness of universal ultrasound screening compared with clinical examination alone in the diagnosis and treatment of neonatal hip dysplasia in Austria. J Bone Joint Surg 2011; 93: 1126–30 CrossRef MEDLINE |
4. | Shorter D, Hong T, Osborn DA: Cochrane Review: Screening for developmental dysplasia oft he hip in newborn infants. Evid Based Child Health 2013; 8: 11–54 CrossRef MEDLINE |