BRIEFE
Corona-Test-Pooling: Richtige Balance finden


Der ALM (Akkreditierte Labore in der Medizin) e.V. hat … ein Positionspapier zur Frage des Poolings erarbeitet und hier nach einem Review der verfügbaren internationalen Studien eine Gesamtbewertung vorgenommen. … Grundsätzlich ist zu sagen, dass die Vor- und zweifelsohne bestehenden Nachteile bzw. Einschränkungen des Poolings miteinander abzuwägen sind … vor dem Hintergrund des insgesamt bestehenden, primären Ziels der Eindämmung der Pandemie. Dabei spielen … alle die Gesamttestkapazität begrenzenden Faktoren eine entscheidende Rolle. Hierzu gehören Fachkräfte, Testreagenzien, Verbrauchsmaterial sowie Gerätesysteme.
Insgesamt begrenzte Ressourcen können auch durch Gruppenteste nur eingeschränkt erhöht werden. Das … gilt insbesondere für die auch beim Pooling notwendigen und aktuell rationiert und nur begrenzt verfügbaren Plastikverbrauchsmaterialien. Da in der Pandemieeindämmung die zeitnahe Identifikation von Infizierten und deren Kontaktpersonen eine wichtige Rolle spielt, ist insbesondere auch das Zeitargument ein wichtiger Aspekt. … Hier ist im Vorfeld in Bezug auf durch Pooling notwendige Nachtestungen die Frage zu stellen, ob die bereits überlasteten Ämter oder die nicht primär organisatorisch zuständigen medizinischen Labore dann verantwortlich sein sollen, aufwendige Nachverfolgungen für ggf. notwendige erneute Abstrichentnahmen und Nachverfolgungen zu übernehmen. Aktuell blockieren zudem die technischen Nachfragen von Reiserückkehrern zur Corona-Warn-App außerhalb der Zuständigkeit der medizinischen Labore bereits deren Telefonzentralen und erschweren deren eigentliche Aufgabe, im medizinischen Umfeld Notfall- und Extremwerte mitzuteilen sowie die Erreichbarkeit für Arztpraxen und Kliniken für die fachärztliche Beratung in der Patientenversorgung zu gewährleisten.
Nach unserem Verständnis sollte die bestehende nationale Teststrategie weiterhin und konsequent verfolgt und dabei die gezielte Testung wieder in den Vordergrund gestellt werden. In den ersten Monaten der Pandemie mit etwas mehr als 6 000 neu entdeckten SARS-CoV-2-Infizierten je Tag reichten ca. 300 000 bis 400 000 wöchentliche PCR-Untersuchungen für die effiziente Pandemieeindämmung aus. Es darf angenommen werden, dass bei einer Verdopplung der Leistungsfähigkeit, die aktuell längst in den fachärztlichen Laboren erreicht ist, und Konzentration auf die Umsetzung der Nationalen Teststrategie eine gute Balance zwischen Testbedarf und -kapazität gefunden ist – auch ohne Pooling.
Dr. med. Michael Müller, 14197 Berlin