Neurologische Störungen: Pioniere

Patienten mit funktionellen neurologischen Störungen erleben in der Praxis oft, dass ihre Probleme nicht ernst genommen werden. Doch groß angelegte Studien und aktuelle neurowissenschaftliche Erkenntnisse lassen dieses vernachlässigte Teilgebiet der Neurologie in neuem Licht erscheinen (Heft 8/2020: „Vom Stigma der Hysterie lösen“ von Stoyan Popkirov und Matthias Hoheisel).

Die Diagnosevermittlung sei ein „Schlüsselmoment der Behandlung“, schreiben Popkirov und Hoheisel. Und sie zielen darauf ab, Neuro-Biologie und Psycho-Logie zu „versöhnen“ und vom Stigma der Hysterie zu befreien, um das „fragwürdige“ Geschehen in eine „erlöste“ Neuromedizin aufzunehmen. Ist ja auch keineswegs „verkehrt“. Denn: alles, aber auch tatsächlich alles, was auf und in dieser Welt „Sache“ ist, unterliegt den zwingenden unwidersprechbaren Gesetzen der Polarität. Und daraus ergibt sich fraglos, dass – um auch wahrgenommen werden zu können – dieses „Alles“ eine wahrnehmbare Form haben muss, die mit unseren menschlichen Sinnesorganen erkennbar und definierbar – und – wahrnehmbar ist. Heißt: auch jedem bislang (und eher auch zukünftig) als „funktionell“, oder sogar „psychisch“ definierten „Symptom“, das ein Mensch uns als ärztliche Person „bietet“, liegt immer ein auch in der Zeit und im Raum dieses Patienten-Menschen-Lebens formal vorhandenes, in körperlicher Form sich darstellendes Ereignis zugrunde, das wir eben bis dato aufgrund von fehlender Erkennungs- und formaler Definitionsmöglichkeit noch nicht beschreiben konnten. Denn nichts ist ohne Form. Hat es keine Form, ist es nicht (in und auf dieser Welt) – außer außerhalb der uns bedingenden realen Welt mit ihren Gesetzen von Zeit und Raum. Insofern beschreiten die beiden Autoren einen „normalen“ Weg, um „Licht ins Dunkel“ insoweit zu bringen, als sie Wege der Darstellung der somatischen Form fanden und beschreiben, die aber auch nichts anderes als „Reflektionen“, Spiegelbilder sind eines existierenden Seienden, das bislang eben vom „Brückenschlag“ zwischen Neurobiologie und Psychologie noch nicht dargestellt werden konnte, weil eine Wissen-Schaft es noch nicht „geschafft“ hatte, die Idendität von psychologischen „Erscheinungen“ und der zugehörigen somatischen Form zu „identifizieren“. Pioniere sind die beiden eben, allerdings im bereits vorhandenen Seienden von Raum und Zeit. Gratulation!

Dr. med. Richard Barabasch, 96178 Pommersfelden