ArchivDeutsches Ärzteblatt38/2020Schwere chronisch-obstruktive Lungenerkrankung: Eine inhalative Triple-Therapie senkt die Exazerbationsrate signifikant

MEDIZINREPORT: Studien im Fokus

Schwere chronisch-obstruktive Lungenerkrankung: Eine inhalative Triple-Therapie senkt die Exazerbationsrate signifikant

Vetter, Christine

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Foto: dalaprod/ stock.adobe.com
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Wie sich eine Triple-Therapie mit der Fixkombination von Budesonid als inhalatives Steroid (2-mal täglich 160 oder 320 µg) sowie Glycopyrrolat (18 µg) und Formoterol (9,6 µg) auf die Exazerbationsrate bei einer COPD auswirkt, hat die ETHOS-Studie untersucht. In der randomisierten doppelblinden Phase-3-Studie über 52 Wochen wurden 8 509 Patienten mit moderater bis schwerer COPD und jeweils mindestens einer Exazerbation im Jahr vor Studienbeginn mit jeweils 2 Inhalationen täglich einer TripleTherapie in einer der beiden Steroiddosierungen behandelt oder mit einer Zweifachkombination von Glycopyrrolat plus Formoterol (18/9,6 μg) oder Budesonid plus Formoterol (320/9,6 μg). Primärer Endpunkt war die Rate mittelschwerer und schwerer Exazerbationen. Es resultierte unter der Triple-Therapie mit 320 µg Budesonid eine Exazerbationsrate von 1,08 und in der Gruppe mit 160 µg Budesonid von 1,07. Die Exazerbationsrate unter der Zweifachkombination von Glycopyrrolat und Formoterol betrug 1,42 und unter Budesonid plus Formoterol 1,24.

Damit war die Exazerbationsrate unter der 320-µg-Budesonid-Triple-Therapie signifikant niedriger als unter der Zweifachkombination von Glycopyrrolat plus Formoterol (Rate Ratio [RR]: 0,76; [95-%-Konfidenzintervall] [0,69; 0,83]; p < 0,001) sowie der Zweifachkombination Budesonid plus Formoterol (RR: 0,87 [0,79; 0,95]; p = 0,003). Die Rate der Exazerbationen unter der Triple-Kombination mit 160 µg Budesonid war ebenfalls signifikant niedriger als unter Glycopyrrolat plus Formoterol (RR: 0,75 [0,69; 0,83]; p < 0,001) sowie Budesonid plus Formoterol (RR: 0,86 [0,79; 0,95]; p = 0,002). Die Inzidenz von Nebenwirkungen war in den verschiedenen Behandlungsgruppen vergleichbar. Die Häufigkeit von Pneumonien lag bei 3,5–4,5 % in den beiden Gruppen mit Steroidgabe gegenüber 2,3 % in der Glycopyrrolat-Formoterol-Gruppe.

Fazit: „Die höhere Triple-Dosierung hat den besten exazerbationsreduzierenden Effekt und auch positive Effekte hinsichtlich einiger Sekundärparameter“, erläutert Prof. Dr. med. Adrian Gillissen, Medizinische Klinik III der Kreiskliniken Reutlingen/Ermstalklinik.

„In den beiden Triple-Gruppen ergab sich eine Senkung der Exazerbationsrate auf 1,08 bzw. 1,07 gegenüber 1,42 und 1,24 in den Vergleichsgruppen. Ein schwer kranker COPD-Patient mit mindestens einer Exazerbation pro Jahr und einem postbronchodilatatorischen FEV1 von circa 43 % vom Sollwert muss also – je nach Vergleichspräparat – circa 1,5 bis 4 Jahre behandelt werden, um eine zusätzliche Exazerbation pro Jahr zu verhindern“, erklärt Gillissen.

Die ETHOS-Studie sei die zweite Studie, die als Sekundärparameter zudem eine Mortalitätssenkung durch die Triple-Therapie habe belegen können. „Dies ist auch als Beleg der ICS-Wirksamkeit in ICS-LABA/LAMA-Kombinationen bei schwer kranken Patienten mit COPD zu werten, auch wenn die Pneumonierate etwas höher als in den Nicht-ICS-Gruppen lag“, so Gillissen. Trotz dieser ermutigenden Ergebnisse bleibe stets zu bedenken, dass die inhalative Triple-Therapie nicht für jeden Patienten geeignet sei, sondern nur für Patienten mit schwerer COPD und hohem Exazerbationsrisiko. Christine Vetter

Rabe KF, Martinez FJ, Ferguson GT, et al.: Triple inhaled therapy at two glucocorticoid doses in moderate-to-very-severe COPD. N Engl J Med 2020; 383: 35–48.

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