

Yasmin Youssef
Medizinstudentin, Leipzig
Sicherheit
Meine Nachtschichten während des Studiums haben mir immer viel Spaß gemacht und ich habe auch sehr viel dazugelernt: Patientenkontakt, Dokumentation, Notfallmanagement. Ein besonderer Vorteil ist, dass man Sicherheit und Selbstbewusstsein in seinem selbstständigen Arbeiten entwickelt und man einen Vorgeschmack auf die Verantwortung bekommt, die man nach dem Studium als Arzt hat.
Nichtsdestotrotz muss ich zugeben, dass die Nachtschichten für mich auf jeden Fall auch eine wahre körperliche und mentale Belastung neben dem Studium dargestellt haben. Manchmal war ich mehr als 36 Stunden wach. Dann war ich oft gereizt und unkonzentriert.
Prof. Dr. med. Thomas Budde,
Ärztlicher Direktor, Essen
Rückendeckung
Ich habe meine Weiterbildung im Dezember 1981 in der Kardiologie der Uniklinik Düsseldorf begonnen. Mein erster Nachtdienst war also Anfang 1982. Ich hatte natürlich Sorge, ob ich die Anforderungen würde bewältigen können. Du gehst hin und denkst: „Jetzt hast du Nachtdienst und du kannst doch noch nichts!“ Da freust du dich über erfahrene und hilfsbereite Kliniker, die du anrufen kannst und die dir jederzeit zur Seite stehen. Es war eine gute Erfahrung, nicht allein gelassen zu sein.
Dr. med. Peter Liese
CDU-Europaabgeordneter im EU-Parlament, Brüssel
Vergütung
An meinen ersten Nachtdienst kann ich mich noch sehr gut erinnern: Ich war damals Arzt im Praktikum (AiP) in der Kinderklinik in Paderborn und extrem aufgeregt, da ich für hundert Kinder inklusive einer Neugeborenenintensivstation mit vielen Frühgeborenen verantwortlich war. Zum Glück hatte ich einen guten Hintergrunddienst und es hat letztendlich alles gut geklappt. Ich habe natürlich wenig geschlafen.
Besonders merkwürdig war für mich das Gefühl, als ich morgens mein Zimmer für die Reinigungskräfte geräumt habe. Mir wurde in dem Moment klar, dass ich als AiP einen schlechteren Stundenlohn hatte als die Reinigungskraft. Dass das AiP später abgeschafft wurde, war ein wichtiger Schritt.
Isabel Molwitz
Zentrum für Radiologie und Endoskopie, Hamburg
Sturzgeburt
An einem meiner ersten Dienste in der Radiologie begegnete ich auf menschenleeren Fluren einer hochschwangeren Patientin in den Wehen. Diese berichtete im gebrochenen Deutsch, dass ihr Baby jetzt komme. Ich stützte sie auf dem Weg zum Kreißsaal. Wir kamen nicht weit – da erschien bereits der Kopf des Kindes.
Das kurz zuvor mit einer Kollegin diskutierte Vorgehen bei einer Neugeborenenreanimation und bei komplikativen Geburten schoss mir durch den Kopf. Ich hoffte inständig, dass das Kind gesund und lebhaft sein würde! Gemeinsam mit der Pflege fingen wir glücklicherweise ein vitales Neugeborenes auf und legten es der dankbaren Mutter auf die Brust.
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