MEDIZINREPORT: Studien im Fokus
BRACE-CORONA-Studie: COVID-19: Kein schwerwiegenderer Verlauf unter RAS-Hemmung


Werden Herzpatienten wegen einer COVID-19-Erkrankung stationär behandelt, können ACE-Inhibitoren (ACEi) oder Angiotensin-Rezeptor-Blocker (ARB) weiter gegeben werden, ohne dass ein schwerwiegenderer Verlauf von COVID-19 zu befürchten ist. Dies zeigen erste randomisierte Studiendaten zur Fortführung der antihypertensiven Therapie bei COVID-19 aus dem Duke Clinical Research Institute (DCRI) in Durham/USA.
Die pharmakologische Blockade des Renin-Angiotensin-Systems (RAS) mithilfe von ACEi/ARB setzt am RAS-Schlüsselenzym ACE2 an. Aber dieses wandelt nicht nur Angiotensin II in den alternativen RAS-Metaboliten Angiotensin (1–7) um, es ist auch die Eintrittspforte für SARS-CoV-2 in die Zelle. Zu Beginn der SARS-CoV-2-Pandemie war deshalb befürchtet worden, dass ACEi/ARB die ACE2-Expression beziehungsweise -Aktivität hochregulieren, das Infektionsrisiko erhöhen und den Verlauf von COVID-19 verschlimmern könnten.
In der Phase-IV-Studie BRACE CORONA wurden 659 stationär behandelte COVID-19-Patienten mit kardiovaskulärer Vorerkrankung entweder wie gehabt mit ACEi/ARB weiterbehandelt oder die Behandlung wurde 30 Tage lang ausgesetzt. Primärer Endpunkt war die Zahl der Tage, die die genesenen Patienten innerhalb dieser 30 Tage nicht mehr stationär waren. Zwischen den Gruppen gab es dahingehend keinen signifikanten Unterschied: Bei den Patienten mit Therapieunterbrechung waren dies 21,9 Tage, bei den anderen 22,9 Tage (Differenz –1,1 Tage [95-%-KI –2,33 bis 0,17]). Auch der Anteil an überlebenden Patienten, die am Ende der 30 Tage nicht mehr länger im Krankenhaus waren (91,8 vs. 95 %), sowie die 30-Tage-Mortalitätsrate (2,8 vs. 2,7 %) waren zwischen den beiden Gruppen vergleichbar.
Fazit: Hinweise darauf, weshalb ACEi/ARB entgegen der ursprünglichen Befürchtungen keinen negativen Effekt bei COVID-19 haben, lieferte kürzlich eine Studie der Berliner Charité. Sie zeigte, dass auf Ebene der Angiotensin-Peptide keine signifikanten Unterschiede – und somit keine abnormale Regulation des RAS – zwischen Kontrollen und COVID-19-Patienten detektierbar sind. Der Einsatz der Blutdrucksenker führte hinsichtlich ihrer therapeutischen Wirkung bei den Kontrollen und den COVID-19-Patienten zu vergleichbaren pharmakologischen Effekten. Nadine Eckert
- Lopes RD, et al. Continuing versus suspending angiotensin-converting enzyme inhibitors and angiotensin receptor blockers: Impact on adverse outcomes in hospitalized patients with severe acute respiratory syndrome coronavirus 2 (SARS-CoV-2)-The BRACE CORONA Trial. Am Heart J 2020; 226: 49–59.
- Kintscher U, et al. Plasma Angiotensin Peptide Profiling and ACE2-Activity in COVID-19 Patients treated with Pharmacological Blockers of the Renin Angiotensin System. Hypertension 2020 aug 27; doi: 10.1161/HYPERTENSIONAHA.120.15841.