

Die Kollegen Rümenapf et al. haben in ihrem Artikel sehr gut auf den Wert eines überwachten Gehtrainings („standardized exercise“ = [SET]) hingewiesen (1). In der Schlussfolgerung heißt es „Sowohl eine bessere Verfügbarkeit als auch eine vermehrte Nutzung von SET wären wünschenswert, um den Erfolg der Revaskularisation längerfristig zu sichern und das kardiovaskuläre Risiko zu senken.“ Damit weisen die Autoren bereits auf die Gefahren der Revaskularisation im Stadium der Claudicatio intermittens (CI) hin.
Das von den Autoren angeführte Amputationsrisiko von 0,4 % pro Jahr gilt nur für Patienten, die nicht revaskularisiert werden. Nach einer Revaskularisation erhöht sich bei Patienten mit IC die Rate von Amputation und Tod auf 4,3 % jährlich (2). Die periprozedurale Sterblichkeit bei stationären Patienten im Stadium der IC beträgt immerhin 1,9 % (3).
In der Diskussion führen die Autoren berechtigterweise aus, dass optimale funktionelle Ergebnisse durch die Kombination aus SET und Revaskularisation zu erzielen sind. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob eine Intervention im Stadium der Claudicatio überhaupt noch durchgeführt werden sollte, wenn keine SET angeboten werden kann. Gerade die Aufgabe einer Expertengruppe, die als Basis ihrer Recherche eine Arbeit für eine Leitlinie hat, sollte auf optimale Behandlungsansätze abzielen, anstatt die unvollkommene Behandlungsrealität zu rechtfertigen.
DOI: 10.3238/arztebl.2020.0677a
Dr. med. Hinrich Böhner
Klinik für Chirurgie, Katholische St. Lukas Gesellschaft mbH, Dortmund
h.boehner@lukas-gesellschaft.de
Prof. Dr. med Knut Kröger
Klinik für Angiologie, Krefeld
Interessenkonflikt
Die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt besteht.
1. | Rümenapf G, Morbach S, Schmidt A, Sigl M: Intermittent claudication and asymptomatic peripheral arterial disease—conservative treatment versus revascularization. Dtsch Arztebl Int 2020; 117: 188–93 VOLLTEXT |
2. | Fridh EB, Andersson M, Thuresson M, et al.: Amputation rates, mortality and pre-operative comorbidities in patients revascularized for intermittent claudication or critical limb ischaemia: a population based study. Eur J Vasc Endovasc Surg 2017; 54: 480–6 CrossRef MEDLINE |
3. | Malyar N, Fürstenberg T, Wellmann J, et al.: Recent trends in morbidity and in-hospital outcome of in-patients with peripheral arterial disease: a nationwide population-based analysis. Eur Heart J 2013; 34: 2706–14 CrossRef MEDLINE |