ArchivDeutsches Ärzteblatt40/2020Rheumatoide Arthritis: Niedrig dosierte Steroide erhalten Remission besser als komplettes Ausschleichen

MEDIZINREPORT: Studien im Fokus

Rheumatoide Arthritis: Niedrig dosierte Steroide erhalten Remission besser als komplettes Ausschleichen

Siegmund-Schultze, Nicola

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Foto: picture alliance/BSIP CAVALLINI JAMES2
Foto: picture alliance/BSIP CAVALLINI JAMES2

Glukokortikoide werden bei rheumatoider Arthritis (RA) zu Beginn der Therapie oft mit krankheitsmodifizierenden Substanzen kombiniert, um eine Remission zu induzieren. Die Langzeitgabe von Steroiden ist mit einer erhöhten Morbidität assoziiert. Sie sollten daher möglichst nicht länger als 3 Monate eingenommen und nicht höher als 10 mg Prednisonäquivalente täglich dosiert werden. Fragestellung einer prospektiven, randomisierten und doppelblinden Studie war, ob niedrig dosiertes Prednison, über längere Zeit gegeben, eine Remission besser erhält als das komplette Ausschleichen.

An der SEMIRA-Studie haben 39 Zentren in 6 Ländern teilgenommen, federführend die Charité. 259 erwachsene Patienten wurden rekrutiert. Sie waren mit Tocilizumab plus Glukokortikoiden für mindestens 24 Wochen vorbehandelt (≥ 4 Wochen Prednison ≥ 5/≤ 15 mg/Tag) und hatten eine niedrige Krankheitsaktivität erreicht. Der Disease Activity Score für 28 Gelenke plus Blutsenkungsgeschwindigkeit (DAS28-ESR) betrug maximal 3,2 für 4–6 Wochen vor Randomisierung in 2 Gruppen. Eine erhielt weiterhin Prednison (verblindet) 5 mg/Tag und in der 2. Gruppe wurde Prednison alle 4 Wochen um 1 mg/Tag reduziert bis zur Dosis 0 in Woche 16. Primärer Endpunkt war die Änderung des DAS28-ESR zu Woche 24, beschrieben nach der Methode der kleinsten Quadrate. Eine Differenz von > 0,6 war als klinisch relevant definiert.

Bei allen 128 Patienten in der Prednisongruppe war das klinische Ergebnis besser als bei den 131 Teilnehmern mit Ausschleichen der Therapie. Die durchschnittliche Veränderung des DAS28-ESR zu Woche 24 betrug +0,54 in der Gruppe mit Ausschleichen der Behandlung und –0,08 in der Gruppe mit kontinuierlichem, niedrig dosiertem Prednison. Dies entsprach einer Differenz von 0,61 [0,35–0,88] und war hoch signifikant (p < 0,0001) zugunsten von niedrig dosiertem Prednison. Als erfolgreich wurde eine geringe Krankheitsaktivität zu Woche 24 ohne Rheumaschübe und ohne Nebennierenunterfunktion gewertet.

Fazit: Bei geringer RA-Aktivität nach Tocilizumab plus Steroiden können Steroide niedrig dosiert beibehalten werden. Das ist sicher und erhält die Remission besser als das komplette Ausschleichen.

Dr. rer. nat. Nicola Siegmund-Schultze

Burmester GR, Buttgereit F, Bernasconi C, et al.: Continuing versus tapering glucocorticoids after achievement of low disease activity or remission in rheumatoid arthritis (SEMIRA): a double-blind, multicentre, randomised controlled trial. Lancet 2020; 396: 267–76.

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