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Computerspiel- und Internetabhängigkeit: Kinder- und Jugendmediziner fordern mehr Schutz
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Vor einem Anstieg der Computerspiel- und Internetabhängigkeit von Kindern und Jugendlichen gerade im Zuge der Coronapandemie warnt die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendmedizin (DAKJ) und fordert einen besseren Schutz. Die Gefahren einer übermäßigen Nutzung digitaler Medien würden immer noch unterschätzt, so die DAKJ. Auch in der jüngsten Version der geplanten Gesetzesnovelle zum Jugendschutzgesetz spielten digitale Medien keine Rolle, obgleich die Diagnose „Gaming Disorder“ bereits in den ICD-11-Katalog der Weltgesundheitsorganisation aufgenommen worden sei.
Kinder und Jugendliche bräuchten ein behutsames Heranführen an die Nutzung dieser Medien und dürfen dabei nichtallein gelassen werden – sonst drohe laut DAKJ ein „problematisches Nutzungsverhalten und sogar die Entwicklung einer Abhängigkeit“. Die Implementierung abhängigkeitsfördernder Elemente in die Spielekonzepte bilde nicht selten einen wesentlichen Teil des Geschäftsmodells. „Hier auf eine freiwillige Selbstkontrolle der Branchenverbände zu setzen, grenzt an Leichtsinn“, erklärte Hans-Iko Huppertz, Generalsekretär der DAKJ. Die längst überfällige Novellierung des Jugendschutzgesetzes müsse daher genutzt werden, um den Gefahren der Sucht entgegenzuwirken. Die DAKJ fordert unter anderem die Einführung von auf objektiven Kriterien beruhenden Altersbeschränkungen für bestimmte Medienangebote wie Videospiele unter Einbezug deren abhängigkeitsfördernder Medienmechanismen, die Entwicklung eines „Medienscore/Gamingscore“ ähnlich dem „Nutriscore“ wie bei Lebensmitteln sowie die Überprüfung und der bisher auf der Selbsteinschätzung der Medienindustrie beruhenden Einordnung der Produkte von industrieunabhängiger Seite. EB/aha