Referiert
Depressionen: Entscheidung für Gruppen- oder Einzelsetting


Manche Patienten sprechen besser auf Einzelpsychotherapie an, andere auf Gruppenpsychotherapie. Ob und wie dies mit verschiedenen Merkmalen depressiver Patienten zusammenhängt, hat spanische und deutsche Psychologen um PhD Danilo Moggia an der Universität Barcelona interessiert. An ihrer Untersuchung nahmen 44 Psychotherapeuten und 108 depressive Patienten teil. Letzteren wurde zunächst in sieben Gruppensitzungen Wissen über die Erkrankung vermittelt. Außerdem wurden sie zu therapeutischen Hausaufgaben, zur Identifikation automatischer Gedanken und zur Verhaltensaktivierung angeleitet. Ein Teil der Patienten erhielt anschließend weiterhin kognitiv-behaviorale Gruppenpsychotherapie, während der andere Teil mit Einzelpsychotherapie behandelt wurde.
Direkt nach Abschluss der Behandlungen, drei Monate sowie ein Jahr danach ermittelten die Autoren die Symptomausprägungen bei den Teilnehmern. Dabei verglichen sie Patienten, die von Gruppen- oder Einzelpsychotherapie profitierten hatten, mit Patienten, bei denen der Therapieerfolg ausgeblieben war. „Patienten, denen Gruppenpsychotherapie geholfen hatte, hatten von Beginn an geringer ausgeprägte Beschwerden als die anderen Patienten“, berichten die Autoren. Sie empfehlen, Patientenmerkmale wie Symptomausprägung oder Selbstwertgefühl dazu zu nutzen, Patienten bedarfsgerecht Gruppen- oder Einzelsettings zuzuweisen. ms
Moggia D, Lutz W, Arndt A, Feixas G: Patterns of change and their relationship to outcome and follow-up in group and individual psychotherapy for depression. Journal of Consulting and Clinical Psychology 2020; 88 (8): 757–73.