ArchivDeutsches Ärzteblatt42/2020Randnotiz: Geheimnis Lüften
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Zur AHA-Formel – Abstand, Hygiene, Alltagsmaske – kommt für die Bundesregierung das „L“ wie Lüften in der Pandemiebekämpfung als weiteres Werkzeug hinzu. Banal, denn für Deutsche ist das Lüften eine sehr alltägliche Sache: Fenster auf, Fenster zu, auf Kipp, egal zu welcher Jahreszeit. Richtiges Lüften ist ein Teil von Mietverträgen, beim Wohnungs- oder Hauskauf kann für die Diskussion um Fenster und ihre Belüftungstechnik schon einmal ein paar Stunden vergehen. Fenster können in Deutschland – außer offenbar in einigen Schulen – zumeist geöffnet werden. Ein Blick aus dem Ausland zeigt, wie unüblich das ist: So hat der britische Guardian kürzlich eine feuilletonistische Abhandlung über die „national obsession“ veröffentlicht, warum die Deutschen „even in winter“ zwei Mal täglich lüften. Neben der Verwunderung, dass deutsche Hygieneexperten diese Art der Virusbekämpfung seit Wochen fordern, wird das „Stoßlüften“ (morgens und abends für fünf Minuten) sowie das „Querlüften“ („more efficient“) ausführlich erklärt. Das ginge aber in Deutschland nur, weil es eine „sophisticated hinge technology“ gebe, die es erlaube, Fenster in alle Richtungen zu öffnen. Fenster auf kipp, ganz offen, Lüftungsschacht wenn es regnet – Sie kennen das. Natürlich gibt es in Deutschland auch viel Streit ums Lüften, das vergisst der Guardian-Artikel nicht. Gibt es unterschiedliche Wahrnehmungen über die Wärme des Raumes, kann das auch zur abendfüllenden Diskussion werden, Bürokollegen oder
gar Partnerschaften entzweien. Frei nach dem Motto: „Erfroren sind schon viele, erstunken noch keiner.“

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