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Kutane Amyloidose an der Injektionsstelle bei insulinhaltigen Arzneien – Seit Kurzem weist die Fachinformation darauf hin, dass an der Injektionsstelle von insulinhaltigen Arzneimitteln eine kutane Amyloidose entstehen kann. In einer Überprüfung auf europäischer Ebene wurde diese Risiko für alle insulinhaltigen Arzneimittel bestätigt. Es handelt sich um eine Ablagerung von Insulinfibrillen, die vermutlich durch eine Akkumulation von Insulin zustande kommt, vor allem, wenn regelmäßig in die gleiche Stelle injiziert wird.

Wird Insulin in solche Areale injiziert, können wie bei einer Lipohypertrophie die Absorption verzögert und die Blutzuckerkontrolle beeinträchtigt sein. Laut den Empfehlungen der britischen Arzneimittelbehörde (MHRA) sollte eine kutane Amyloidose differenzialdiagnostisch erwogen werden, wenn Patienten subkutane Knoten entwickeln.

Die Betroffenen sollten daran erinnert werden, die Injektionsstelle regelmäßig zu wechseln, um dieses Risiko und das anderer Hautreaktionen (insbesondere Lipohypertrophie) zu verringern. Der plötzliche Wechsel von einem betroffenen zu einem nicht betroffenen Areal kann allerdings zur Hypoglykämie führen. Der Blutzucker sollte deshalb sorgfältig beobachtet und die Medikation gegebenenfalls angepasst werden. mls

Quelle: Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) Drug Safety Mail 2020–53

HR+/HER2–-fortgeschrittener Brustkrebs mit PIK3CA-Mutation – Alpelisib (Piqray®, Novartis) erhält in Europa die Zulassung für die Therapie des Hormonrezeptor-(HR-)positiven, humanen epidermalen Wachstumsfaktorrezeptor2-(HER2-)negativen fortgeschrittenen Mammakarzinoms. Dies gilt für den Fall, dass eine endokrine Vortherapie versagt hat.

Der alpha-spezifische Phospho-inositid-3-Kinase-(PI3K-)Inhibitor verlängerte in der Phase-3-Studie SOLAR-1 in Kombination mit Fulvestrant das mediane progressionsfreie Überleben (PFS) im Vergleich zu Fulvestrant allein von 5,7 auf 11,0 Monate. PFS-Subgruppen-Analysen zufolge war die Wirksamkeit der Kombinationstherapie mit Alpelisib sowohl bei Vorliegen von Metastasen in Lunge oder Leber als auch bei Patienten ohne Leber- und Lungenmetastasen überlegen.

Beim Sicherheitsprofil sollten laut Prof. Dr. Tjoung-Won Park-Simon, Medizinische Hochschule Hannover, vor allem der Plasmaglukosespiegel und Hautauschläge im Fokus stehen. Die Bestimmung der PIK3CA-Mutationen erfolgt anhand eines validierten Tests in Primärturmor-, Metastasen- oder Plasmaproben, bevorzugt an aktuellen Gewebeproben. Wird in einer Plasmaprobe keine Mutation nachgewiesen, sollte eine Tumorprobe untersucht werden. beb

Quelle: Virtuelle Launch-Pressekonferenz: „Alpelisib (Piqray®) bei HR+/HER2– fortgeschrittenem Brustkrebs: Zulassung der ersten gezielt an PIK3CA-Mutation ansetzenden Therapieoption“, 2. September 2020; Veranstalter: Novartis

Neue Therapieoption bei Morbus Behçet – Häufigste Erstmanifestation des M. Behçet sind bei 85 % der Betroffenen orale Ulcera (Aphten), oftmals sehr schmerzhaft, gefolgt von Ulcera im Genitalbereich bei 41 %. Zugrunde liegen systemische, autoimmun bedingte Vasculitiden vor allem der kleinen Venen und Kapillaren, in Verbindung mit Infektionen als Trigger und HLA-B51 als genetischer Komponente. Die Prävalenz in Deutschland < 1/100000.

Da sich grundsätzlich alle Blutgefäße entzünden können, sind die Symptome vielgestaltig. Die meisten Patienten entwickeln akne- oder Erythema-nodosum-artige Effloreszenzen, oft auch Uveitis oder Iritis, Gelenkentzündungen und Phlebitiden.

Bei milden Symptomen von Haut, Schleimhaut und Gelenken kommen laut aktuellen EULAR-Empfehlungen Glukokortikoide (intraartikulär oder systemisch) und Colchizin (off-label) zum Einsatz. Bei Augenbeteiligung, Vasculitis großer Gefäße und rezidivierender Arthritis kommen klassische Immunsuppressiva (Methotrexat, Ciclosporin, Azathioprin) hinzu.

Für Erwachsene mit oralen Aphthen, die mit dem Behçet-Syndrom assoziiert sind und für die eine systemische indiziert ist, ist seit April 2020 Apremilast (Otezla®, Amgen) zugelassen. Unter dem PDE4-Hemmer (2x 30 mg/d) gingen die Anzahl oraler Aphthen und die assoziierten Schmerzen bereits in Woche 1 stärker zurück als unter Placebo. Jeder 2. Patient war in Woche 12 frei von oralen Aphthen (22 % unter Placebo). Die Effekte blieben nur bei fortgesetzter Einnahme erhalten. RS

Quelle: Virtuelle Pressekonferenz „Otezla® (Apremilast): Neue Erfahrungswerte mit Apremilast ein halbes Jahr nach der Behçet-Indikationserweiterung“, 11. September 2020; virtuelle Pressekonferenz, Veranstalter: Amgen GmbH

Therapiemanagement bei Multipler Sklerose – Effektivität und Nebenwirkungen beeinflussen die Entscheidung zum Therapiemanagement bei Multipler Sklerose (MS). Prof. Dr. Michael Platt von der Universität in Pennsylvania (USA) plädierte dafür, auch die individuellen prognostischen Faktoren von MS-Patienten und die Möglichkeiten für ein proaktives Management in jedem Stadium zu berücksichtigen.

In einer Online-Befragung mit über 3 175 MS-Patienten aus England gab über die Hälfte an, beim Arzt nicht über ihre Langzeitprognose informiert worden zu sein, obwohl über 75 % prinzipiell daran interessiert wären.

Da der Bedarf an solchen Informationen hoch zu sein scheint, plädierte der Experte dafür, etwaige Defizite in der Sprechstunde auszugleichen, auch wenn dies noch nicht ausreichend evaluiert sei. Laut Analyse schwedischer Registerdaten ist der frühe Einsatz einer HET (high-efficacy therapie) in den ersten 2 Jahren nach Beginn einer MS-Erkrankung mit einer geringeren Behinderungsprogression assoziiert, als wenn diese später im Krankheitsverlauf, erst nach 4 bis 6 Jahren, zum Einsatz kommen. Daher rät Platt, das Timing und die Sequenz der Therapie auch zugunsten einer optimierten Prognose zu planen. CW

Quelle: Satellitensymposium „Dynamics of decision making in MS – are we taking the long view?” beim virtuellen ACTRIMS Kongress, 12. September 2020; Veranstalter: Novartis

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