SUPPLEMENT: Perspektiven der Diabetologie
Nachgefragt bei ...


Gliflozine bei Nierenschwäche einsetzen?
Die aktuellen Fachinformationen raten vom Beginn einer Therapie mit Empagliglozin und Dapagliflozin ab bei einer GFR < 60 ml/min beziehungsweise empfehlen das Absetzen bei einer GFR unterhalb 45 ml/min. Im Konsensuspapier 2020 der ADA/EASD werden SGLT2-Inhibitoren bei diabetischen Patienten mit chronischer Nierenschwäche und einer eGFR von 30–60 ml/min hingegen explizit empfohlen, um kardiorenalen Schäden vorzubeugen. Wie lösen Sie das in der Praxis?
Prof. Petra-Maria Schumm-Draeger, München:
„Laufende Outcome-Studien zum Einsatz von
SGLT2-Inhibitoren bei eingeschränkter Nierenfunktion
(mit und ohne Diabetes) werden mit großer
Wahrscheinlichkeit aufgrund des nephroprotektiven
Effektes der Substanzklasse die Indikation mit Blick
auf Nierenfunktion verändern – so, dass die
SGLT2-Inhibitoren auch bei eingeschränkter Nierenfunktion
eingesetzt werden können. Gegenwärtig
muss sich der Arzt an die offiziellen Vorgaben halten
oder mit Einverständnis des Patienten nach Aufklärung
davon abweichen.“
Prof. Rüdiger Landgraf, DDG, München:
„Die Details aller relevanten medizinischen Leitlinien
hat kein Arzt parat. Wir müssen die Erkenntnisse
so digitalisieren und in der Praxissoftware verfügbar
machen, dass der Arzt sie in dem Moment, in dem er
dem Patienten gegenübersitzt, auf Knopfdruck abrufen
und mit Laborwerten und den individuellen Befunden
so vereinen kann, dass er einen Medikationsvorschlag
bekommt beziehungsweise die Verordnung
überprüfen kann.“