BRIEFE
Arzt-Patienten-Gespräch: Ein Herzstück unserer Arbeit


Der Artikel verweist auf einen zentralen Punkt der Heilkunde: die Arzt-Patienten-Beziehung als Fundament jeglichen diagnostischen und therapeutischen Handelns. Der kommunikationsrationierte Umgang mit den Patienten bedingt Unzufriedenheit, zuweilen geht er gar mit Noceboeffekten einher.
Bei aller Genugtuung über den m. E. wichtigen Beitrag fragt man sich beklommen, was von den Bemühungen um eine Verbesserung der Interaktion mit den Patienten während der letzten Jahrzehnte übriggeblieben ist. Während meiner ärztlichen Ausbildung in Bonn wurden unter Hans-Jürgen Dengler und Hans-Jörg Weitbrecht die ersten Anamnesegruppen angeboten und die „Medizinische Psychologie/Soziologie“ in das Curriculum integriert (die ebenso wie die Gesprächstherapie sodann von den psychologischen Fakultäten und Fachgesellschschaften absorbiert wurden). Die Psychosomatik erfuhr eine enorme Aufwertung.
Bereits 1974 (!) schrieb z. B. Paul Lüth über die „Sprechende und stumme Medizin“, und seit Ende der 1970er-Jahre erschienen zahlreiche Auflagen von Hella und Jürgen Dahmer über die ärztliche Gesprächsführung. Linus Geisler veröffentlichte 1987 „Begegnungen im Gespräch“. Die Zahl der praktizierenden Psychotherapeuten hat sich verzehnfacht. Es schien, als habe sich das Problem einer wortkargen Medizin damit erledigt.
Und jetzt müssen wir uns fragen, wie (und ob überhaupt!) mit den Patienten noch angemessen analog kommuniziert werden kann, oder ob wir – überspitzt gesagt – dieses Herzstück unserer Arbeit nicht besser an Heiler und Heilpraktiker, Berater und Seelsorger delegieren sollten. Oder einfacher noch: via Internet an Avatare, die sich Zeit nehmen und dank smarter Algorithmen sicher keine Antworten schuldig bleiben.
Prof. Dr. med. Dr. phil. Theodor Payk, 53115 Bonn