MEDIZIN: Der klinische Schnappschuss
Rektumprolaps mit synchronem kolorektalem Karzinom
Rectal prolapse with synchronous colorectal cancer
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Eine 69-jährige Patientin wurde durch den Hausarzt in der Klinikambulanz vorgestellt, nachdem der Arzt zwei Tage zuvor einen erstmals prolabierten Mastdarm bei der Patientin reponiert hatte. Unter Provokation zeigte sich neben dem schmerzlosen Rektumvollwandprolaps eine Exulzeration der Schleimhaut. Die daraus entnommene Biopsie wies ein Adenokarzinom nach. Die Inzidenz des Rektumkarzinoms liegt in Deutschland bei circa 30/100 000 Einwohner und damit bei etwa 25 000 Neuerkrankungen pro Jahr. Die Inzidenz für das Auftreten eines Mastdarmvorfalls beträgt demgegenüber 2,5/100 000. Frauen sind signifikant häufiger betroffen. Die Koinzidenz dieser beiden Erkrankungen führt zu dem eindrücklichen, aber auch sehr seltenen Bild eines synchronen Karzinoms auf einem Rektumprolaps. Der vorliegende Fall verdeutlicht die Notwendigkeit, unklare Ulzera beim Rektumprolaps grundsätzlich bioptisch abzuklären. Die Patientin unterzog sich nach entsprechendem Staging einer anterioren Rektumresektion mit primärerer Anastomosierung und wurde mit der Empfehlung einer adjuvanten Chemotherapie aus der stationären Behandlung entlassen. Ein Prolapsrezidiv trat danach nicht mehr auf.
Prof. Dr. med. Hubert Scheidbach, Prof. Dr. med. Thomas Horbach, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Schön-Klinik Nürnberg-Fürth, scheidbach@t-online.de
PD Dr. med. Aristotelis Perrakis, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Interessenkonflikt: Die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Zitierweise: Scheidbach H, Perrakis A, Horbach T: Rectal prolapse with synchronous colorectal cancer.
Dtsch Arztebl Int 2020; 117: 756. DOI: 10.3238/arztebl.2020.0756
►Vergrößerte Abbildung und englische Übersetzung unter: www.aerzteblatt.de