ArchivDeutsches Ärzteblatt46/2020Schädel-Hirn-Trauma: Fokus mittlerer arterieller Druck

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Schädel-Hirn-Trauma: Fokus mittlerer arterieller Druck

Wildenauer, René

Bei der Behandlung von Schädel-Hirn-Traumata können sowohl überflüssige als auch unterlassene Untersuchungen und Behandlungen einen Nachteil für die Patienten bedeuten. Neue Positiv- und Negativempfehlungen der Neurochirurgen sollen die Versorgungsqualität verbessern (DÄ 41/2020: „Klug entschieden, besser versorgt“ von Uwe Max Auer et al.).
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Die US-amerikanischen Leitlinien von 2016 empfehlen beim Schädel-Hirn-Trauma (SHT) (je nach Alter) einen systolischen Blutdruck von 100 bzw. 110 mmHg, dies allerdings mit einem niedrigen Evidenzgrad. Die deutsche Leitlinie für Schwerstverletzte rät mit einem Empfehlungsgrad „B“ zu einer Normotonie mit einem SBD von mindestens 90 mmHg. Die europäischen Leitlinien gehen sogar noch weiter und empfehlen einen MAP von über 80 mmHg bei einem GCS (Glasgow Coma Scale) 8. Klinische humane Daten für eine permissive Hypotonie bei SHT-Patienten liegen verständlicherweise nicht vor. Es scheint jedoch wiederum, dass der Begriff der Normotension oder der Cut-off von 90 mmHg fast willkürlich festgelegt worden war, da die Studien dies nicht anders zuließen. Dennoch gibt es neuere Daten aus Japan, die eine noch geringere Mortalität bei systolischen Werten über 120 mmHg aufzeigten. Der eigentlich Ziel-blutdruck ist also bis auf Weiteres in der Diskussion (Auszug aus „Hämorrhagischer Schock, DIVI-Jahrbuch 2019/2020“).

Es scheint mir sinnvoller – auch in Bezug auf das Outcome – den mittleren arteriellen Druck mehr in den Fokus zu richten.

Dr. med. René Wildenauer, 97353 Wiesentheid

Literatur beim Verfasser

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