MEDIZINREPORT: Studien im Fokus
Degenerative Erkrankungen des Gelenkknorpels: Zoledronsäure hält Knorpelverlust bei Osteoarthrose des Knies nicht auf


Die Osteoarthrose ist häufig mit Schmerzen, Behinderungen und eingeschränkter Lebensqualität assoziiert. Die Schmerzreduktion ist bei mehr als der Hälfte der Patienten schwierig. Bislang ist keine krankheitsmodulierende Therapie zugelassen, die eine strukturelle Progression verhindert.
Zoledronsäure, ein intravenös zu applizierendes Bisphosphonat, hemmt die Osteoklasten und könnte darüber den Knochenabbau vermindern. In einer Pilotstudie hatte der Wirkstoff bei Patienten mit Osteoarthrose des Knies und subchondralen Knochenmarksläsionen über 6 Monate Kniegelenkschmerzen und Größe der Läsionen reduziert. Nun liegen Daten einer internationalen Multicenterstudie über einen längeren Zeitraum vor.
223 Patienten eines Durchschnittsalters von 62 Jahren mit symptomatischer Kniearthrose und im MRT festgestellten subchondralen Knochenmarksläsionen wurden in 2 Gruppen randomisiert. 113 Patienten erhielten bei Baseline und nach einem Jahr eine Infusion von 5 mg Zoledronsäure in 100 mL NaCl-Lösung und die übrigen bekamen zu Studienbeginn und nach einem Jahr Placebo. 190 (85 %) beendeten die über 24 Monate angelegte Studie. Primärer Endpunkt war die mit dem MRT ermittelte Veränderung des tibiofemoralen Knorpelvolumens, sekundäre Endpunkte waren die Ausprägung der Knieschmerzen zu den Untersuchungsterminen.
Die Veränderungen des tibiofemoralen Knorpelvolumens unterschieden sich zwischen beiden Gruppen nicht signifikant. Dieser Parameter nahm im Durchschnitt bei den mit Zoledronsäure behandelten Patienten über 24 Monate um 878 mm3 ab im Vergleich zu einer Reduktion um 919 mm3 unter Placebo, eine Differenz von 41 mm3 ([95-%-Konfidenzintervall] [–79; –161] p = 0,50). Auch bei den der Knieschmerzen (Visual Analog Scale Pain Score) gab es keine signifikanten Unterschiede. Dieser Wert ging von Baseline bis zur letzten Untersuchung in der Verumgruppe um durchschnittlich 11,5 und bei der Kontrollgruppe um 16,8 Punkte zurück, eine Differenz von –5,2 (–2,3; 12,8); p = 0,17. Die durchschnittliche Veränderung der Knochenmarksläsion betrug unter Zoledronsäure –33 mm2 vs. –6 mm2, also eine Differenz von 27 mm2 (–127; 73); p = 0,60. 96 % der zoledronatbehandelten Patienten hatten Nebenwirkungen wie Muskelschmerzen und Steifheit (70 %), Fieber (52 % vs. 8 %; Verum vs. Placebo) und Kopfschmerzen (42 %). Knieprothesen wurden häufiger in der Verum- als in der Placebogruppe implantiert (9 % vs. 2 %).
Fazit: „Auch wenn die Studie einige Schwächen aufweist wie eine relativ heterogene Patientenpopulation und das vergleichsweise ungenaue Verfahren zur Messung des Knorpelverlustes, so zeigt sie doch leider, dass wir noch sehr am Anfang in der Erforschung der Ursachen der Osteoarthrose und deren Behandlung stehen“, erläutert Prof. Dr. med. Sven Ostermeier, Leitender Orthopäde des zertifizierten Endoprothetikzentrums an der Gelenk-Klinik Gundelfingen. „Bis jetzt sind wir nicht in der Lage, den zugrunde liegenden Prozess der Knorpeldestruktion zu verlangsamen oder zu stoppen, geschweige denn, ihn umzukehren.“
Dr. med. Ronald D. Gerste
Cai G, Aitken D, Laslett LL, et al.: Effect of Intravenous zoledronic acid on tibiofemoral cartilage volume among patients with knee osteoarthritis with bone marrow lesions. JAMA 2020; 323: 1456–66.