

Die COVID-19-Epidemie hält auch für Immunologen noch Überraschungen bereit. Eine besteht darin, dass Kinder, die ansonsten keine Atemwegsinfektion auslassen, eine Infektion mit SARS-CoV-2 gut wegstecken. Ein Team um die Immunologin Donna Farber von der Columbia University in New York hatte vermutlich erwartet, dass das Immunsystem von Kindern schneller und konsequenter auf eine Infektion reagiert, etwa indem es eine größere Menge neutralisierender Antikörper bildet. Eine Untersuchung (http://daebl.de/KU45) von 46 Kindern ergab jedoch, dass die Antikörperantwort wesentlich schwächer ausfiel als in einer Gruppe von 32 Erwachsenen. Bei den Erwachsenen war es nach der Infektion zu einem starken Anstieg der Antikörper (IgG) gekommen, wobei der Titer der Antikörper, die gegen das Spike-Protein (Anti-S) gerichtet sind, mit dem Alter zurückging, wie dies aufgrund der Immunseneszenz zu erwarten war. Nur bei den Antikörpern gegen das N-Protein (Anti-N) stiegen die Titer mit dem Alter an. Dies ist laut Farber allerdings weniger ein Ausdruck einer starken Immunantwort als eine Konsequenz der starken Virusreplikation. Das N-Protein ist Bestandteil des Virusinneren. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Immunsystem Antikörper dagegen produziert, steigt mit der Zahl der neu gebildeten Viren. Bei den Kindern war sowohl die Menge der Anti-S- als auch der Anti-N-Antikörper geringer als bei den Erwachsenen. Bei den Anti-N-Antikörpern lässt sich dies plausibel durch die milden Verläufe der Erkrankungen erklären. Warum allerdings weniger Anti-S-Antikörper gebildet werden, ist derzeit aber unklar.