

Dank und Respekt für diese in aller Kürze so umfassende Übersicht über das komplexe Thema (1). Der Pharmakologe kann an einigen Stellen aber nicht stillhalten. Der Hinweis, Angiotensin-II-Rezeptorblocker (ARB) seien Alternativen, falls ACE-Hemmer nicht vertragen würden, greift zu kurz, da die prognostische Wirksamkeit der ARB im Gegensatz zu ACE-Hemmern nicht ausreichend belegt ist. Dies nicht zu erwähnen, birgt das Risiko, dass praktizierende Kolleg/inn/en direkt den ARB verordnen, um die unerwünschten Wirkungen der ACE-Hemmer zu umgehen. Zahlen aus dem QUALIFY-Register suggerieren, dass dies bereits der Fall ist: Jede vierte Verordnung von RAS-Blockern entfällt auf ARB (2). Andererseits sind rein statistisch betrachtet (bei arterieller Hypertonie) 55 Patienten über 4,1 Jahre mit einem ARB zu behandeln, um im Vergleich zu ACE-Hemmern einen einzigen nebenwirkungsbedingten Therapieabbruch zu verhindern (3). Obwohl die Prognose der Herzinsuffizienz von der Therapieadhärenz abhängt und diese unter ARB höher ist als unter ACE-Hemmern (aber auch unbefriedigend!), ist der Wirksamkeitsnachweis unbedingt zu berücksichtigen. Unmittelbar daran anschließend muss auch die Formulierung kommentiert werden, mit den ARNI würde „die etablierte Hemmung“ des Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS) genutzt. Es ist eben die in ihrer Wirksamkeit nicht ausreichend belegte Hemmung durch ARB.
Auch die Gründe der Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Inhibitor(ARNI)-Kombination müssen genannt werden (4):
- Neprilysin baut Angiotensin II ab, die alleinige Hemmung dieser Endopeptidase wäre also kontraproduktiv.
- Die Kombination mit ACE-Hemmern verbietet sich, da bereits die alleinige Neprilysin-Hemmung mit einem relevanten Risiko für Angioödeme einhergeht. In der zulassungsrelevanten Studie lag trotz Vorselektion die Inzidenz fast doppelt so hoch wie unter Enalapril. Die Kombination von Neprilysin-Hemmer und ARB ist also eher ein Kompromiss.
DOI: 10.3238/arztebl.m2021.0044
PD Dr. med. Jan Matthes (MMEd)
Zentrum für Pharmakologie
Universität zu Köln
jan.matthes@uni-koeln.de
Interessenkonflikt
Der Autor erklärt, dass kein Interessenkonflikt besteht.
1. | Berliner D, Hänselmann A, Bauersachs J: The treatment of heart failure with reduced ejection fraction. Dtsch Arztebl Int 2020; 117: 376–86 VOLLTEXT |
2. | Komajda M, Schöpe J, Wagenpfeil S, et al.: Physicians‘ guideline adherence is associated with long-term heart failure mortality in outpatients with heart failure with reduced ejection fraction: the QUALIFY international registry. Eur J Heart Fail 2019; 21: 921–9 CrossRef MEDLINE |
3. | Li EC, Heran BS, Wright JM: Angiotensin converting enzyme (ACE) inhibitors versus angiotensin receptor blockers for primary hypertension. Cochrane Database Syst Rev 2014; 2014 (8): CD009096 CrossRef MEDLINE PubMed Central |
4. | Matthes J: Sacubitril und Valsartan – Entresto®. In: Beck T, Fricke U. Neue Arzneimittel. Fakten und Bewertungen. Band 23. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart (in press). |
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