ArchivDeutsches Ärzteblatt1-2/2021Epigastrische Hernien: Roboterassistierte Operation ohne Vor- oder Nachteile gegenüber Laparoskopie

MEDIZINREPORT: Studien im Fokus

Epigastrische Hernien: Roboterassistierte Operation ohne Vor- oder Nachteile gegenüber Laparoskopie

Gerste, Ronald D.

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Foto: Science Photo Library/John Bavosi
Foto: Science Photo Library/John Bavosi

Roboter-Operationssysteme werden auch in Deutschland in verschiedenen Disziplinen angewendet, darunter zur Operation von Prostata-, Blasen- und Nierenkarzinomen, aber auch in der Thorax- und Abdominalchirurgie. Hierzu gehört die Operation bei verschiedenen Formen von Hernien.

Eine Internetrecherche weist auf circa 80 Zentren in Deutschland hin, die das Da-Vinci-System verwenden. Zu den möglichen Indikationen zählt auch die epigastrische Hernie, die sich an einer natürlichen Schwachstelle der Bauchdecke in der Mittellinie zwischen Bauchnabel und Brustkorb manifestiert.

Eine Studiengruppe aus Cleveland im amerikanischen Bundesstaat Ohio hat bei dieser Indikation die Reparatur der epigastrischen Hernie durch ein Robotersystem mit einer traditionellen Laparoskopie mit intraperitonealem Onlay-Mesh verglichen; eine klassische Operationsmethode, die nach den Worten der Autoren „berüchtigt“ für postoperativen Schmerz sei. In der Studie wurden 75 Patienten randomisiert, bei denen man von einer Inzisionsgröße von 7 cm und weniger ausgehen konnte und von denen erwartet wurde, dass sie eine minimalinvasive Hernienreparatur tolerieren würden. 36 Patienten (Altersdurchschnitt 55 Jahre) wurden per Laparoskopie, 39 Patienten (Durchschnittsalter: 56 Jahre) vom Roboter operiert. Der primäre Endpunkt war die Schmerzwahrnehmung am ersten postoperativen Tag, die auf der Numeric Rating Scale (NRS-11) quantifiziert wurde, sowie zu weiteren Terminen bis zu einem Jahr. Auf der von 0 bis 10 reichenden Skala lag er an Tag 1 bei durchschnittlich 5 – in beiden Gruppen. Auch nach einer Woche und einem Monat gab es keine Unterschiede. Das Gleiche traf für die Liegedauer, die Einschätzung der Lebensqualität und der Komplikationshäufigkeit (in 8 % bzw. in 6 %) zu. Da die Operation durch den Roboter mit durchschnittlich 146 Minuten gegenüber 94 Minuten für die Laparoskopie deutlich mehr Zeit in Anspruch nahm, wurde diese Plattform als die kostenintensivere Methode eingestuft.

Fazit: „Diese Studie untermauert die Wichtigkeit prospektiver randomisierter Studien, insbesondere wenn neue Techniken etabliert werden“, erklärt Prof. Dr. med. Wolfram T. Knoefel, Direktor der Chirurgischen Universitätsklinik Düsseldorf. „Insofern ist diese übersichtliche Arbeit sehr wertvoll. Auch wenn hier keine Vorteile für die robotische Chirurgie gesehen wurden, sind zumindest auch keine medizinischen Nachteile evident. Die Langzeitergebnisse werden interessant sein, gerade auch weil die robotisch operierte Kohorte einen signifikant höheren BMI hatte.“

Dr. med. Ronald D. Gerste

Petro CC, Zolin S, Krpata D, et al.: Patient-reported outcomes of robotic vs laparoscopic ventral hernia repair with intraperitoneal mesh. The PROVE-IT randomized clinical trial. JAMA Surg 2020; https: doi:10.1001/jamasurg.2020.4569.

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