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Der Vorschlag von Prof. Berndt mit Physostigmin bei zentral-anticholinergem Syndrom beim Panther-/Fliegenpilz wird kontrovers in der Fachliteratur diskutiert und wird allerdings klinisch selten nötig sein. Außerdem muss man beim Einsatz von Physostigmin auf die Absenkung der Krampfschwelle und die Kontraindikation einer QRS-Komplexverbreiterung oder Long-QT erwähnen. Ausschließlich für schwerste, lebensbedrohliche Panther-, Fliegen- und Königsfliegenpilzvergiftungen mit eindeutig anticholinerger Symptomatik steht Physostigmin zur Verfügung, das bereits seit 2006 für diese Indikation zugelassen ist (1, 2, 3). Der Arzt sollte im Einzelfall Nutzen und Risiken dieser ultimativen Therapie sorgfältig gegeneinander abwägen.

Zum Hinweis von Prof. Berndt, dass Amanitin- und Orellanin-haltige Pilze schnell identifiziert werden müssen, sind nach unserer Meinung Schnelltestverfahren nicht in einem Klinischen Kontext durchzuführen weil sie meist ziemlich unspezifisch sind, weshalb sowohl mit falsch positiven beziehungsweise falsch negativen Ergebnissen zu rechnen ist (4). Wie aus unserem Artikel hervorgeht, sollte sowieso bei der Identifizierung von giftigen Pilzen der Rat von Pilzsachverständigen herangezogen werden (5).

Ich danke Prof. Haufs für den Hinweis. Tatsächlich sind Ergotalkaloide toxisch relevant. In unserem Übersichtsartikel haben wir uns auch aus Umfangsgründen auf die klassischen Pilzvergiftungen beschränkt, weil diese nicht nur klinisch, sondern auch bei den Anfragen in den Giftnotrufzentren mit Abstand im Vordergrund stehen. Clavipes purpurea wächst nur auf Getreide und kann deshalb nicht mit einem Speisepilz verwechselt werden.

DOI: 10.3238/arztebl.m2021.0114

Für die Autoren
Prof. Dr. Robert Wennig

Luxembourg, rwennig@pt.lu

Interessenkonflikt

Die Autoren aller Beiträge erklären, dass kein Interessenkonflikt besteht.

1.
Berndt S: Anticholium WZ als Antidot bei Panther- und Fliegenpilzvergiftung in der „Roten Liste 2013“. Z. Mykol 2014; 80: 315–6.
2.
Wang GS, Baker K, Ng P, et. al.: A randomized trial comparing physostigmine vs lorazepam for treatment of antimuscarinic (anticholinergic) toxidrome. Clin Toxicol (Phila). 2020 Epub ahead of print. PMID: 33295809 CrossRef
3.
Beuhler M.C: Overview of mushroom poisoning. In: Brent J., Burkhart K., Dargan P., Hatten B., Megarbane B., Palmer R. (eds). Critical Care Toxicology. Springer 2016; 1–26 CrossRef
4.
Beuhler M, Lee DC, Gerkin R: The Meixner test in the detection of alpha-amanitin and false-positive reactions caused by psilocin and 5-substituted tryptamines. Ann Emerg Med 2004; 44: 114–20 CrossRef MEDLINE
5.
Wennig R, Eyer F, Schaper A, Zilker T, Andresen-Streichert H: Mushroom poisoning. Dtsch Arztebl Int 2020; 117: 701–8 VOLLTEXT
1.Berndt S: Anticholium WZ als Antidot bei Panther- und Fliegenpilzvergiftung in der „Roten Liste 2013“. Z. Mykol 2014; 80: 315–6.
2.Wang GS, Baker K, Ng P, et. al.: A randomized trial comparing physostigmine vs lorazepam for treatment of antimuscarinic (anticholinergic) toxidrome. Clin Toxicol (Phila). 2020 Epub ahead of print. PMID: 33295809 CrossRef
3.Beuhler M.C: Overview of mushroom poisoning. In: Brent J., Burkhart K., Dargan P., Hatten B., Megarbane B., Palmer R. (eds). Critical Care Toxicology. Springer 2016; 1–26 CrossRef
4.Beuhler M, Lee DC, Gerkin R: The Meixner test in the detection of alpha-amanitin and false-positive reactions caused by psilocin and 5-substituted tryptamines. Ann Emerg Med 2004; 44: 114–20 CrossRef MEDLINE
5.Wennig R, Eyer F, Schaper A, Zilker T, Andresen-Streichert H: Mushroom poisoning. Dtsch Arztebl Int 2020; 117: 701–8 VOLLTEXT

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Fachgebiet

Der klinische Schnappschuss

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