MEDIZIN: Der klinische Schnappschuss
Interstitielle Pneumonie in der Schwangerschaft
Interstitial pneumonia during pregnancy
; ;


Eine 28-jährige bisher gesunde Frau stellte sich in der 25 + 0 Schwangerschaftswoche (SSW) mit Dyspnoe, Husten und subfebrilen Temperaturen vor. Im Röntgenbild zeigten sich beidseits interstitielle Infiltrate (Abbildung). Die initiale empirische Antibiotikatherapie bewirkte keine Besserung. Ein zusätzlich aufgefallener Mundsoor in Kombination mit den radiologischen Infiltraten ließ an eine Immunsuppression denken. Die weitere Diagnostik erbrachte den Nachweis von Pneumocystis jirovecii in der bronchoalveolären Lavagen, sowie einen positiven HIV-Test (CD4-Zellen 31/μL). Die Patientin erhielt intravenös Cotrimoxazol sowie oral Fluconazol. Eine antiretrovirale Therapie mit Emtricitabin/Tenofovir und Raltegravir wurde frühzeitig begonnen. In der 31 + 2 SSW kam es zum vorzeitigen Blasensprung mit zervixwirksamer Wehentätigkeit und anschließender Notfallsectio. Das Kind erhielt im Anschluss eine Post-Expositionsprophylaxe und ist aktuell HIV-negativ getestet. Die Pneumocystis-Pneumonie ist in Deutschland eine der häufigsten opportunistischen Infektionen bei HIV. Zur Prävention von HIV-assoziierten Komplikationen und zur Verhinderung der vertikalen Transmission auf das Kind sollte entsprechend der Mutterschafts-Richtlinien während der Schwangerschaft ein kostenfreier HIV-Test angeboten werden.
PD Dr. med. Carlos Fritzsche, PD Dr. med. Micha Löbermann, Abteilung für Tropenmedizin und Infektionskrankheiten und Sektion Nephrologie, Zentrum für Innere Medizin 2, Universitätsmedizin Rostock, Carlos.Fritzsche@med.uni-rostock.de
Dr. med. Michael Bolz, Universitätsfrauenklinik und Poliklinik am Klinikum Südstadt der Hansestadt Rostock
Interessenkonflikt: PD Fritzsche erhielt Erstattung von Teilnahmegebühren für Kongresse, Reise- und Übernachtungskosten von Gilead. Für eine Autorenschaft wurde er honoriert von Elsevier und dem mhp-Verlag. PD Löbermann erhielt Erstattung von Teilnahmegebühren für Kongresse, Reise- und Übernachtungskosten von Astellas. Für die Vorbereitung von Fortbildungsveranstaltungen wurde er honoriert von Gilead und Abbvie. Dr. Bolz gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Zitierweise: Fritzsche C, Löbermann M, Bolz M: Interstitial pneumonia during pregnancy. Dtsch Arztebl Int 2021; 118: 224. DOI: 10.3238/arztebl.m2021.0103
►Vergrößerte Abbildung und englische Übersetzung unter: www.aerzteblatt.de