MEDIZIN: Der klinische Schnappschuss
Intoleranzreaktion nach Impfung gegen SARS-CoV2
Intolerance reaction after vaccination against SARS-CoV-2
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Eine 62-jährige Patientin stellte sich drei Stunden nach der ersten Impfung gegen SARS-CoV-2 (Comirnaty, Biontech/Pfizer) mit Urticae im Gesicht und Hals sowie Schwindel und Kopfschmerzen vor. Das Labor zeigte ein unauffälliges Blutbild. Die Mastzelltryptase im Serum war normwertig. Nach Gabe von 250 mg Prednisolon und 4 mg Dimetindenmaleat intravenös waren die Beschwerden rückläufig. Am Folgetag kam es erneut zu beschriebener Symptomatik, welche spontan regredient war. Die zweite Impfung wurde unter Notfallbereitschaft nach 21 Tagen verabreicht und problemlos vertragen. In Zusammenschau gehen wir von einer Intoleranzreaktion aus. Als Intoleranzreaktion wird eine pseudoallergische, Nicht-IgE-vermittelte Reaktion bezeichnet, die klinisch einer echten Anaphylaxie entspricht. Der Pathomechanismus ist bisher unklar. Unter Abwägung des Nutzens der Impfung und des Risikos der erneuten Gabe sollte bei fehlenden Zeichen einer systemischen Anaphylaxie die Zweitgabe unter Überwachung und Möglichkeit der Notfallbehandlung vorgenommen werden. Bei systemischen Anaphylaxiezeichen sollte vor der zweiten Gabe eine Hauttestung mit dem Impfstoff erfolgen.
Dr. med. David Kluwig, Katharina Weßollek, Prof. Dr. med. Amir Yazdi, Hautklinik, Universitätsklinikum Aachen, dkluwig@ukaachen.de
Interessenkonflikt: Die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Zitierweise: Kluwig D, Weßollek K, Yazdi A: Intolerance reaction after vaccination against SARS-CoV-2. Dtsch Arztebl Int 2021; 118: 338. DOI: 10.3238/arztebl.m2021.0223
Dieser Beitrag erschien online am 4. 5. 2021 (online first) auf www.aerzteblatt.de
►Vergrößerte Abbildung und englische Übersetzung unter: www.aerzteblatt.de