

Der sehr übersichtlichen und ausgewogenen Darstellung der endokrinen Nebenwirkungen von Immuncheckpoint-Inhibitoren sollte aus Gründen der Vollständigkeit auch der Diabetes insipidus (DI) als Entität hinzugefügt werden.
Der zentrale Diabetes insipidus (CDI) tritt unter einer Behandlung mit Immuncheckpoint-Inhibitoren äußerst selten auf (1). Ein CDI ist bisher nur in fünf Fällen unter einer solchen Behandlung beschrieben: Zwei der Fälle traten unter Therapie eines Prostatakarzinoms mit Ipilimumab auf; in beiden Fällen konnte der CDI mit einer hochdosierten Gabe von Glukokortikoiden kuriert werden. In einem weiteren Fall trat der CDI unter Therapie eines Merkelzellkarzinoms nach drei Monaten unter Avelumab auf. Hier verschwand der CDI nach Absetzen von Avelumab spontan (2). In einem weiteren Fall traten unter Behandlung eines metastasierenden Melanoms mit der Kombination Nivolumab plus Ipilimumab ein CDI, eine lymphozytiäre Adenohypophysitis sowie ein Typ-1-Diabetes auf. In allen vier Fällen zeigte sich in der Magnetresonanztomografie eine Verdickung des Hypophysenstiels und ein Kontrastmittel-Enhancement des Hypophysenstiels und des Hypophysenhinterlappens. Schließlich ist ein Fall von Nivolumab-induziertem CDI bei einem Mann mit fortgeschrittenem Lungenkarzinom publiziert, bei dem die Erkrankung fünf Monate nach Therapiebeginn auftrat (3). Der Mann verstarb vor Einleitung der Therapie des CDI. Die symptomatische Behandlung des CDI erfolgt durch die Verabreichung von 1-Desamino-8-D-Arginin Vasopressin (DDAVP) als Tabletten oder Nasentropfen in adäquater Dosis.
Die Frage, warum ein CDI als Ausdruck einer Iymphozytären Infundibuloineurohypophysitis im Gegensatz zu einer lymphozytäten Adenohypophysitis unter einer Behandlung mit Immuncheckpoint-Inhibitoren so selten vorkommt, ist bisher ungeklärt. Möglicherweise wird die Diagnose eines inkompletten CDI mit leichter Polyurie in Anbetracht der häufig schweren Grunderkrankung zu selten gestellt.
DOI: 10.3238/arztebl.m2021.0312
Prof. (em.) Dr. med. Werner A. Scherbaum
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Universitätsklinikum
scherbaum@uni-duesseldorf.de
Interessenkonflikt
Der Autor erklärt, dass kein Interessenkonflikt besteht.
1. | Scherbaum WA: Autoimmune diabetes insipidus. In: Aminoff MJ, Boller F, Swaab DF, eds.: Handbook of clinical neurology, 3rd series. The human hypothalamus. Vol III, 25, Elsevier 2021 CrossRef MEDLINE |
2. | Zhao C, Tella SH, Del Rivero J, et al.: Anti-PD-L1 treatment induced central diabetes insipidus. J Clin Endocrinol Metab 2018; 103: 365–9 CrossRef MEDLINE PubMed Central |
3. | Deligiori MV, Siasos G, Vergadis C, et al.: Central diabetes insipidus related to anti-programmed cell-death 1 protein active immunotherapy. Int Immunopharmacol 2020; 83: 106427 CrossRef MEDLINE |
4. | Mai K, Fassnacht M, Führer-Sakel D, Honegger JB, Weber MM, Kroiss M: The diagnosis and management of endocrine side effects of immune checkpoint inhibitors. Dtsch Arztebl Int 2021; 118: 389–96 VOLLTEXT |