MEDIZIN: Diskussion
Assoziationen endokriner Funktionen und Hormonachsen
Associations of Endocrine Functions and Hormone Axes


In der Abhandlung über endokrine Nebenwirkungen von Immuncheckpoint-Inhibitoren verdienen meines Erachtens wichtige Assoziationen endokriner Funktionen und Hormonachsen unbedingt die Erwähnung.
Beispielsweise kann eine primäre Nebennierenrindeninsuffizienz eine TSH-Erhöhung, rückläufig nach einer Cortisol-Substitution, zustande bringen. Andererseits vermag die Einleitung einer Cortisol-Substitution einen zentralen Diabetes insipidus zu demaskieren. Ein bereits bestehender Ausfall der thyreotropen Achse hätte bei einer schmerzlosen Thyreoiditis eine dämpfende Wirkung auf den TSH-Anstieg beim Übergang in eine Hypothyreose. Ebenfalls vermisse ich zur Diagnose einer frischen Hypophyseninsuffizienz die Durchführung eines Corticotropin-Releasing-Hormon-Tests zur Prüfung der kortikotropen Achse. Der in der Grafik 2 des Beitrags dargestellte adrenokortikotrope Hormon-Kurztest mit der Bemerkung „Achtung, gegebenenfalls falsch positiv“ ist meines Erachtens obsolet.
Die bildgebende Diagnostik sollte bei Verdacht auf eine Hypophysitis neben der Labordiagnostik eine wichtige Rolle einnehmen. Diesbezüglich weist eine kürzlich erschienene Arbeit darauf hin (2), dass nur die Labordiagnostik plus Kopfschmerzen oder Fatigue, ohne eine Magnetresonanztomografie, ein Drittel der Fälle übersehen würde. Natürlich ist eine bildgebende Diagnostik auch zur Differenzialdiagnose anderer Prozesse im Bereich der Hypophyse wichtig. Metastasen stellen allerdings in diesem Bereich durch die Grunderkrankung eine Rarität dar.
Eine Schilddrüsendysfunktion, insbesondere eine Hypothyreose, geht bei schweren Verläufen der Grunderkrankung nicht mit den typischen klinischen Anzeichen einher, zum Beispiel Gewichtszunahme. Diesbezüglich sprechen Autoren nur von Abnormalitäten der Schilddrüsenfunktionstests (3). Sie weisen auch daraufhin, dass Schilddrüsendysfunktionen unter Immuncheckpoint-Inhibitoren mit einem besseren Ansprechen auf die Behandlung und das Überleben assoziiert sind.
Bezüglich des CPI-induzierten Diabetes mellitus spielen aufgrund des fulminanten Verlaufes nach einigen Autoren regelmäßige Blutzuckerkontrollen keine Rolle (4). In diesem Sinne kann von uncharakteristischen Beschwerden nicht die Rede sein.
DOI: 10.3238/arztebl.m2021.0313
Dr. med. Athanasios Alexopoulos
Inne Medizin, Kurparkklinik Bad Nauheim
a.alexopoulos@kurpark-klinik.com
Interessenkonflikt
Der Autor erklärt, dass kein Interessenkonflikt besteht.
1. | Mai K, Fassnacht M, Führer-Sakel D, Honegger JB, Weber MM, Kroiss M: The diagnosis and management of endocrine side effects of immune checkpoint inhibitors. Dtsch Arztebl Int 2021; 118: 389–96 VOLLTEXT |
2. | Nguyen, Shah K, Waguespack SG, et al: Immune checkpoint inhibitor related hypophysitis: diagnostic criteria and recovery patterns. Endocrine-Related Cancer 2021; 28: 419–31 CrossRef MEDLINE PubMed Central |
3. | Ferreira JL, Costa C, Marques B, et al: Improved survival in patients with thyroid function test abnormalities secdondary to immune-checkpoint inhibitors. Cancer Immunol Immunother 2021; 70: 299–309 CrossRef MEDLINE |
4. | Magis Q, Gaudy-Marqueste C, Basire A, et al: Diabetes and blood glucose disorders under anti-PD1. J Immunother 2018; 41: 232–40 CrossRef MEDLINE |