ArchivDeutsches Ärzteblatt40/2021Arteriosklerotische Ablagerungen in Herzkranzgefäßen: Statintherapie verändert Zusammensetzung der Plaques bei Koronararteriosklerose

MEDIZINREPORT: Studien im Fokus

Arteriosklerotische Ablagerungen in Herzkranzgefäßen: Statintherapie verändert Zusammensetzung der Plaques bei Koronararteriosklerose

Gerste, Ronald D.

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Foto: decade3d/stock.adobe.com
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Arteriosklerotische Ablagerungen in den Herzkranzgefäßen sind eine wichtige Ursache für kardiovaskuläre Ereignisse. Das Risiko einer Destabilisierung von Plaques und damit einer Gefäßthrombose wird als besonders hoch eingeschätzt, wenn diese ein großes Volumen und/oder einen nekrotischen Kern mit dünnen, entzündlichen fibrotischen Kappen haben. Eine größere Stabilität vermutet man hingegen bei Plaques, in denen die nekrotischen Kerne durch Lagen von Kalzifizierungen ersetzt worden sind.

Mit der koronaren computergestützten Tomografie-Angiografie (CCTA) lässt sich die Dichte der Plaques bestimmen, welche wesentlich durch das Ausmaß der Kalziumeinlagerung determiniert wird. Verschiedene Studien wiesen schon darauf hin, dass es bei Statintherapien zu einer Kalzifizierung und damit zu einer möglichen Reduzierung des Thromboserisikos kommt. Eine internationale Studiengruppe hat nun die Veränderungen der Zusammensetzung der Plaques mit CCTA-Untersuchungen, die 2 Jahre oder mehr auseinander lagen, in Abhängigkeit von Statintherapien analysiert. Die Abschwächung der Bildgebung durch die Plaques wird in Hounsfield-Einheiten (HU) quantifiziert: –30 bis 75 HU gilt als schwache Dämpfung (LAP, Low-Attenuation Plaques), bei 76–130 HU gelten die Plaques als fibrös-fettig, bei 131–350 HU als fibrös, 351–700 HU spricht für Kalzifizierung niedriger Dichte und 701–1 000 HU für Kalzifizierung höherer Dichte. Bei mehr als 1 000 HU liegen „1K“-Plaques vor.

Von 857 Patienten erhielten 548 Statine. Insgesamt 2 458 arteriosklerotische Läsionen wurden bewertet, 2 Drittel davon lagen bei Patienten unter Statintherapie vor. Die Plaques von unbehandelten Patienten zeigten in allen 6 Kategorien der Zusammensetzung über die Studiendauer eine Volumenzunahme. Die Statintherapie hingegen war mit einer Volumenabnahme in LAP und fibrös-fettigen Plaques assoziiert, es kam aber zu einer Progression der Plaques mit höherer Dichte und einer Zunahme von 1K-Plaques. Wurden die beiden Kategorien von Ablagerungen mit niedriger Dichte von der Analyse ausgeschlossen, war die Statintherapie zwar nicht mit einer Volumenänderung der kalzifizierten Plaques assoziiert, aber mit einer Transformation zu dichterem Kalzium.

Fazit: „Diese Studie ist ein wichtiger Schritt zur Etablierung der quantitativen Analyse atherosklerotischer Koronarplaques mithilfe der Computertomografie“, erklärt Prof. Dr. med. Konstantin Nikolaou, Ärztlicher Direktor der Abteilung für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am Universitätsklinikum Tübingen. „Die Ergebnisse sprechen klar für das Potenzial der CT, über die bereits etablierte morphologische Beschreibung von Koronarstenosen hinaus, durch die systematische und reproduzierbare Analyse von Plaquevolumen und Plaquedichte einen Beitrag zur individuellen Risikostratifizierung und Therapieevaluation von Patienten mit koronarer Atherosklerose zu liefern“, kommentiert Nikolaou.

Dr. med. Ronald D. Gerste

van Rosendael AR, van den Hoogen IJ, Gianni U et al.: Association of statin treatment with progression of coronary atherosclerotic plaque composition. JAMA Cardiol. 2021, DOI: 10.1001/jamacardio.2021.3055.

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