

Der im August zugelassene IgG1-Antikörper Bimekizumab ist indiziert für Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis. Er ist das erste in der EU zugelassene Psoriasis-Medikament, das selektiv und direkt sowohl Interleukin-17A als auch Interleukin-17F hemmt.
Keine Erkrankung sei mittlerweile so gut behandelbar wie Psoriasis, konstatierte Prof. Dr. med. Diamant Thaçi vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein am Campus Lübeck. Er verdeutlichte dies am Beispiel der Marktzulassung von Bimekizumab (Bimzelx®, UCB Pharma) zur Behandlung von mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis bei Erwachsenen, die für eine systemische Therapie in Frage kommen.
Bimekizumab ist ein humanisierter monoklonaler IgG1-Antikörper (Interleukin-[IL-]Inhibitor), der direkt und selektiv die beiden proinflammatorischen Zytokine IL-17A und IL-17F hemmt. Erhöhte Konzentrationen von IL-17A und IL-17F sind wesentliche Treiber der immunvermittelten inflammatorischen Erkrankung Psoriasis. Der Antikörper hemme beide Zytokine mit hoher Affinität, was zu einer Normalisierung der Hautentzündung und in der Folge zu einer Verbesserung der klinischen Symptome der Psoriasis führe, so Thaçi.
Praxisrelevante Fragen
Das Studienprogramm zu Bimekizumab adressierte laut Thaçi viele praxisrelevante Fragen und umfasste die 3 klinischen Phase-III-Studien BE READY, BE VIVID und BE SURE mit insgesamt 1 480 Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis. Innerhalb dieses Studienprogramms wurde die Wirksamkeit und Sicherheit von Bimekizumab neben Placebo (BE READY) auch mit aktiven Wirkstoffen wie Ustekinumab (IL-12-/IL-13-Inhibitor; BE VIVID) und Adalimumab (TNF-Blocker; BE SURE) verglichen. Darüber hinaus analysierte die Phase-III b-Studie BE RADIANT Bimekizumab im Vergleich zu einem IL-17A-Inhibitor (Secukinumab). Patienten unter Bimekizumab erreichten in Woche 16 ein höheres Maß an erscheinungsfreier Haut als mit Placebo (ko-primärer Endpunkt, BE READY und BE VIVID; p < 0,0001), Ustekinumab (sekundärer Endpunkt, BE VIVID; p < 0,0001) und Adalimumab (ko-primärer Endpunkt, BE SURE; p < 0,001) behandelte Patienten. Gemessen wurde dies an einer mindestens 90 %igen Verbesserung des Psoriasis Area & Severity Index (PASI 90) und einem Investigator’s Global Assessment (IGA) von erscheinungsfreier oder fast erscheinungsfreier Haut (IGA 0/1).
In allen Phase-III-Studien inklusive BE RADIANT erreichten etwa 60 % der mit Bimekizumab behandelten Patienten in Woche 16 eine vollständig erscheinungsfreie Haut (PASI 100). Dieses Ansprechen hielt bis zu einem Jahr an. Bereits nach der ersten Dosis von Bimekizumab erreichen mehr als 70 % der Patienten bis Woche 4 einen PASI 75. Dieses Therapieziel könne im Prinzip schon nach einer Spritze erreicht werden, so Thaçi.
Die am häufigsten gemeldeten Nebenwirkungen in den klinischen Studien waren Nasopharyngitis und andere Infektionen der oberen Atemwege (14,5 %) sowie orale Candidose (7,3 %). Wobei die überwiegende Mehrheit der oralen Candida-Infektionen (97,2 %) leicht bis mittelschwer, lokal begrenzt und nicht mit Behandlungsabbrüchen assoziiert gewesen seien, berichtete Thaçi. Insbesondere bei Älteren oder Patienten mit Adipositas, Diabetes und aktivem Raucherstatus sei die Wahrscheinlichkeit für behandlungsbedingte Candida-Infektionen erhöht, gab Thaçi zu bedenken. Diese Patientengruppen könnten als unterstützende Maßnahme zum Schutz vor Candida beispielsweise auf eine rigide Mundhygiene und eine gesunde Ernährung mit wenig Süßigkeiten achten.
Bimekizumab ist in einer empfohlenen Dosis von 320 mg zugelassen, die in 2 subkutanen Injektionen jeweils zu 160 mg pro Dosis alle 4 Wochen bis Woche 16 (Q4W, Initialdosen) und danach alle 8 Wochen (Q8W, Erhaltungsdosen) verabreicht werden.
Schnelles Therapieansprechen
Aus Patientensicht zählen ein schnelles Therapieansprechen, eine möglichst erscheinungsfreie Haut sowie dauerhaft erscheinungsfrei zu bleiben zu den relevantesten Behandlungszielen. Bimekizumab habe das Potenzial, diese Erwartungen der Patienten zu erfüllen, so die Einschätzung von Dr. med. Peter Radny, niedergelassener Dermatologe in Friedrichshafen. Eine schnell einsetzende Wirksamkeit wurde bereits 4 Wochen nach der ersten Dosis beobachtet. Darüber hinaus besteht nach einem Jahr unter Bimekizumab eine relativ hohe Wahrscheinlichkeit (ca. 60 %) für eine komplette Erscheinungsfreiheit der Haut (PASI 100), die nach den bisherigen Analysen über mindestens 2 Jahre hinweg konstant bleibt.
Post-hoc-Analysen BE VIVID zeigten Radny zufolge zudem, dass Bimekizumab auch wirksam ist, wenn sensitive Hautareale wie Nägel (von mNAPSI > 10 auf mNAPSI 0 in Woche 52: 54 %), Kopfhaut (von IGA ≥ 3 auf IGA 0 in Woche 52: 72 %) oder palmoplantare Regionen (von pp-IGA ≥ 3 pp-IGA 0 in Woche 52: 80 %) betroffen sind.
Dr. rer. nat. Christine Willen
Quelle: Virtuelles Pressegespräch „Was gibt es Neues bei UCB in der Dermatologie?“, 1. September 2021; Veranstalter: UCB Pharma