

Kinder und Jugendliche, die an der aktiven polyartikulären juvenilen idiopathischen Arthritis oder der juvenilen Psoriasis-Arthritis leiden, haben nun eine neue Therapieoption. Tofacitinib hat als erster Januskinase-Inhibitor für diese Indikationen eine Zulassung erhalten.
Die juvenile idiopathische Arthritis (JIA) ist die häufigste chronisch-rheumatische Erkrankung im Kindes- und Jugendalter. Sie beginnt vor dem 16. Lebensjahr, die Ätiologie ist unbekannt. Es handelt sich um eine heterogene Gruppe von Erkrankungen mit chronischer Arthritis, die in polyartikulärer Form (pJIA) viele oder oligoartikulär (oJIA) wenige Gelenke befällt.
Weitere Formen sind die Enthesitis-assoziierte Arthritis (EAA), die systemische juvenile Arthritis (sJIA) mit und ohne Polyarthritis und die Psoriasisarthritis.
Primäres Therapieziel ist die Remission, bei längerer Erkrankung eventuell auch eine niedrige Krankheitsaktivität. „Trotz vieler Therapieoptionen weisen viele Patienten eine anhaltende Krankheitsaktivität auf“, erläuterte Prof. Dr. med. Gerd Horneff, Chefarzt der Kinder- und Jugendmedizin an der Asklepios Kinderklinik Sankt Augustin. Rund 50 % der Patienten erreichen nämlich das primäre Behandlungsziel – die Remission – nicht.
Bedarf an neuen Optionen hoch
In den vergangenen 20 Jahren habe sich hinsichtlich der Optionen in der Kinderrheumatologie zwar viel getan, so Horneff. Der Bedarf an neuen, wirksamen Behandlungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche mit JIA sei jedoch nach wie vor hoch. Mit der Zulassung von Tofacitinib (Xeljanz®, Pfizer) steht nun für sie eine neue Therapieoption zur Verfügung. Der JAK-Hemmer kann bei Patienten ab einem Alter von 2 Jahren eingesetzt werden, die auf ein oder mehrere krankheitsmodifizierende Antirheumatika (DMARDs) nicht ausreichend angesprochen haben.
Tofacitinib hemmt die Januskinasen 1 bis 3. Als kleinmolekulare Substanz kann es oral eingenommen werden, was gerade bei jungen Patienten ein großer Vorteil ist. Nach oraler Einnahme wird Tofacitinib gut und rasch resorbiert. Maximale Plasmakonzentrationen sind nach 30 bis 60 Minuten erreicht.
Tofacitinib wird zu etwa 70 % über hepatische Metabolisierung und zu 30 % unverändert über die Nieren ausgeschieden Die kurze Halbwertszeit von circa 3 Stunden erfordert zwar eine 2-mal tägliche Einnahme, sie hat aber dadurch den Vorteil der guten Steuerbarkeit.
„Sehr gutes“ Studienresultat
Die Zulassung von Tofacitinib für die Kinderrheumatologie basierte vorwiegend auf den Ergebnissen der randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Studie A3921104, in die 225 Kinder im Alter zwischen 2 und 18 Jahren aufgenommen worden waren. Sie litten an einer aktiven pJIA (n = 184) mit mindestens 5 aktiven Gelenken, einer PsA oder einer EAA mit mindestens 3 aktiven Gelenken. Sie hatten inadäquat auf mindestens ein DMARD angesprochen oder dieses nicht vertragen.
Der erste Teil der Studie erstreckte sich über 18 Wochen hinweg. In dieser Phase wurden alle Kinder mit Tofacitinib (2-mal 5 mg/Tag oder gewichtsbezogene Dosis bei Körpergewicht unter 40 kg) behandelt. In diesem Zeitraum erreichten über 90 % der Patienten ein JIA-ACR30-Ansprechen. Eine mindestens 70 %ige Verbesserung gemäß der pädiatrischen ACR-Ansprechkriterien (JIA-ACR70-Ansprechen) zeigten in Woche 18 über 60 % der in die Studie eingeschlossenen Kinder und Jugendlichen.
„Das ist ein sehr gutes Ergebnis“, kommentierte Prof. Dr. med. Kirsten Minden von der Kinder- und Jugendrheumatologie am Deutschen Rheuma-Forschungszentrum in Berlin. Patienten mit einem Therapieansprechen (≥ JIA-ACR 30) wurden anschließend randomisiert und dann bis Woche 44 entweder mit Tofacitinib (n = 88) oder Placebo (n = 85) behandelt.
Primärer Endpunkt der Studie war das Auftreten eines Krankheitsschubes bis Woche 44 in der 2. Studienphase. Er wurde erreicht: Unter Tofacitinib traten signifikant seltener Krankheitsschübe auf als unter Placebo (29,2 % vs. 52,9 %, p = 0,0031). Die JIA-ACR30/50/70-Ansprechraten in Woche 44 lagen unter Tofacitinib-Therapie mit 70,8 %, 66,7 % und 54,2 % signifikant höher als unter Placebo mit 47,1 %, 47,1 % und 37,1 %.
Tofacitinib verlängerte zudem signifikant die Zeit bis zum nächsten Schub. Der CHAQ-DI (Childhood Health Assessment Questionnaire Disability Index) als Maß für die Alltagsfunktionen hatte sich in Woche 44 unter Tofacitinib signifikant stärker verbessert als unter Placebo (p = 0,0292). Sicherheitsprofil und Häufigkeit unerwünschter Ereignisse waren mit dem von Placebo vergleichbar.
Das Fazit von Minden lautete: „Der JAK-Inhibitor bietet einen neuen Wirkmechanismus, mit dem nun zulassungskonform viele Formen der JIA behandelt werden können. In der Zulassungsstudie wurde die gute Wirksamkeit und Verträglichkeit bestätigt.“
Dr. rer. nat. Susanne Heinzl
Quelle: Virtuelles Launch-Fachpressegespräch: „Tofacitinib (Xeljanz®): Erster JAK-Inhibitor zur Therapie der JIA bei Kindern ab 2 Jahren zugelassen“, 18. November 2021; Veranstalter: Pfizer.