ArchivDeutsches Ärzteblatt50/2021Gesundheitsversorgung: Kommerzialisierung beachten
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In der Medizin begegnen sich Ärzte und Patienten. Für diese Begegnung gelten drei einfache Spielregeln:

1. Die Ärzte sollen sich für ihre Patienten interessieren, sollen gut ausgebildet sein und ausreichend Zeit zur Verfügung haben.

2. Die Patienten sollen ihren Ärzten vertrauen können und genug Zeit haben, um ihre Angst, ihre Schmerzen, ihre Not und ihre Beschwerden mitzuteilen.

3. Die Rahmenbedingungen für die Begegnung zwischen Ärzten und Patienten müssen dies ermöglichen.

Das war’s auch schon.

In ihrem Beitrag „Biografische und kulturelle Vielfalt beachten“ untersuchen Bröckerhoff et al. dieses Themenfeld sehr differenziert. Die Schwerpunktsetzung ist sozialwissenschaftlich mit Themen wie Alterung der Gesellschaft, Migration und einem bunten Bündel anderer soziokultureller Faktoren.

Die Punkte 1 und 2 werden ausführlich betrachtet. Punkt 3, die Rahmenbedingungen, d. h. Finanzierung und Arbeitsbedingungen in der ambulanten und stationären Medizin, kommen mit keinem Wort zur Sprache. Warum nicht? Selbst der Deutsche Ärztetag im Herbst diesen Jahres benannte die extreme Kommerzialisierung der Medizin als ernsthafte Gefährdung sinnvollen medizinischen Handelns. Wie konnte dieser zentrale und entscheidende Aspekt den Autoren der Untersuchung entgehen? Es resultiert eine weitgehend weltfremde Arbeit, die allen notwendigen Konfrontationen (s. Finanzierung, Kommerzialisierung, Arbeitsbedingungen) systematisch ausweicht.

Dr. med. Jonas Burkhard-Meier, 51065 Köln

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