SUPPLEMENT: Perspektiven der Onkologie
CAR-T-Zell-Therapie (1): Lisocabtagen-Maraleucel ist hocheffektiv und verträglich


CAR-T-Zell-Therapie empfiehlt sich als eine neue Option für die Zweitlinie bei Patienten mit refraktärem oder rezidiviertem großzelligen B-Zell-Lymphom.
Lisocabtagen-Maraleucel, ein CAR-T-Zell-Produkt mit gleichen Anteilen autologer CD4- und CD8-T-Zellen und einer Spezifität für das CD19-Antigen, ist als Zweitlinientherapie bei Patienten mit refraktärem oder rezidiviertem großzelligen B-Zell-Lymphom (r/r LBCL) deutlich effektiver in Bezug auf das ereignisfreie und progressionsfreie Überleben und ist sehr gut verträglich. „Es gibt durchaus Unterschiede in der Toxizität der verschiedenen CAR-T-Zell-Aufbereitungen und das Nebenwirkungsprofil von Lisocabtagen-Maraleucel hat sich auch in der aktuellen TRANSFORM-Studie als sehr günstig erwiesen“, sagte die Hämatoonkologin Manali Kamdar vom Cancer Center der University of Colorado in Denver.
Die TRANSFORM-Studie ist eine globale, prospektiv randomisierte Phase-3-Untersuchung zum Head-to-Head-Vergleich von Effektivität und Sicherheit einer CAR-T-Zell-Therapie mit einer Salvage-Standardimmun- gefolgt von Hochdosischemotherapie und autologer Stammzelltransplantation (ASCT). Eingeschlossen wurden erwachsene Patienten (18–75 Jahre) mit aggressiven Non-Hodgkin-Lymphomen wie diffusen großzelligen B-Zell-Lymphomen, die auf die Erstlinienchemotherapie refraktär waren oder innerhalb von 12 Monaten ein Rezidiv entwickelt hatten (Hochrisikopatienten). Sie erhielten 3 Zyklen einer Standardtherapie (R-DHAP, R-ICE oder R-GDP) und bei komplettem oder partiellem Ansprechen anschließend eine Hochdosischemotherapie (BEAM) zur Vorbereitung für eine autologe Stammzelltransplantation (Arm A).
Die Gruppe mit innovativer Behandlung (Arm B) erhielt eine CAR-T-Zell-Induktionstherapie mit Fludarabin/Cyclophosphamid und anschließend Lisocabtagen-Maraleucel in einer Dosierung von 100 x 106 CAR+T-Zellen. Zusätzlich konnte ein Bridging mit einem der Chemotherapieregime aus Arm A erfolgen. Primärer Endpunkt war das ereignisfreie Überleben (definiert als Zeit von der Randomisierung bis zum Tod jeglicher Ursache) oder bis zum Progress oder dem Nichterreichen einer partiellen oder kompletten Remission oder bis zu einer weiteren antineoplastischen Behandlung –– was immer zuerst eintrat.
184 Patienten wurden eingeschlossen und 92 in beide Arme randomisiert. 43 Patienten in Arm A erhielten eine BEAM-Chemotherapie plus ASC. 28 von ihnen haben eine komplette Respone (CR) nach Chemotherapie erreicht und 50 Patienten aus dieser Gruppe wechselten zu Arm B. In diesem Arm erhielten 90 Patienten die CAR-T-Zellen. 58 von ihnen (63 %) hatten zuvor eine Bridging-Therapie erhalten.
Sowohl das mediane EFS als auch das PFS unterschieden sich in beiden Studienarmen signifikant. In der Gruppe mit Standardvorgehen lag das mediane EFS bei lediglich 2,3 Monaten, in der Gruppe mit CAR-T-Zell-Therapie bei 10,1 Monaten (HR: 0,349; p < 0,0001). Die 12-Monats-EFS-Rate betrug 44,5 % im CAR-T-Zell-Arm und 23,7 % unter Standardbehandlung. Das mediane PFS betrug 5,7 Monate unter Standardbehandlung und 14,8 Monate unter Lisocabtagen-Maraleucel, eine Risikoreduktion um 59 %, die ebenfalls hoch signifikant war (HR: 0,406; p = 0,0001). Die Rate der kompletten Remissionen lag bei 39 % vs. 66 % (Arm A vs. Arm B; p < 0,0001).
Therapie ist auch ambulant möglich
Bei einem medianen Follow-up von 6,2 Monaten gebe es noch keine belastbaren Daten zum Gesamtüberleben, sagte Kamdar. Aber es bestehe ein numerischer Trend zugunsten der CAR-T-Zell-Therapie (12-Monats-Überleben: 64,2 % Arm A, 79,1 % Arm B; 653 HR: 0,509; p = 0,0257).
Es gab keine unerwartete Toxizität der CAR-T-Zell-Therapie. Ein Zytokinfreisetzungssyndrom (CRS) hatten zwar 49 % aus dieser Patientengruppe, aber nur 1 % von Grad 3. Bei 12 % wurden neuronale Nebenwirkungen dokumentiert, bei 4 % von Grad 3. Bei keinem Patienten erreichten diese unerwünschten Effekte Grad 4 oder 5 und sie waren gut zu behandeln. „Die gute Verträglichkeit ist ein klarer Vorteil von Lisocabtagen-Maraleucel, die Behandlung ist auch in einem ambulanten Setting möglich“, sagte Kamdar: „Die Ergebnisse der TRANSFORM-Studie belegen eine klare, klinisch relevante Überlegenheit der CAR-T-Zell-Behandlung über den Standard und sollte eine neue Option für die Zweitlinie werden.“
DOI: 10.3238/PersASH.2022.01.10.04
Dr. rer. nat. Nicola Siegmund-Schultze