ArchivDeutsches Ärzteblatt28-29/1996Nicht immer ernst zu nehmende Ratschläge von A bis Z: Fortsetzung aus Heft 27

VARIA: Post scriptum

Nicht immer ernst zu nehmende Ratschläge von A bis Z: Fortsetzung aus Heft 27

Schmidt, Friedrich

Als E-Mail versenden...
Auf facebook teilen...
Twittern...
Drucken...
LNSLNS Leicht ist es, auf die Ärzte zu schimpfen,
Auf Tropfen, Tabletten und das Impfen
Solange mein Freund, und bedenke die Frist,
Du frisch noch bei voller Gesundheit bist.


Mitleid zeigen, das ist wichtig,
Mit Leid leiden selten richtig, Schlägt den Ärzten aufs Gemüt,
Mindert ihren Appetit,
Und verfälscht noch nebenbei
Ihre Diagnosterei.


Novembernebel stört mich nicht,
Und doch ist es geschehn,
Die Grippe kam, sie hatte schlicht
Die Impfung überseh’n.


Oftmals wird ein Simulant
Im Krankheitsfall nicht ernst genommen,
So ist schon mancher, wie bekannt,
Durch Schwindelsüchte umgekommen.


Pillen zahlt ja mittels Masse
Heutzutage meist die Kasse.
Und sie wirken neu und neuer,
Noch viel besser, wenn sie teuer,
So erklärt man gern und weise
Uns die Apothekenpreise.
Quatsche deinen Arzt nicht an,
Falls er dir im Park begegnet,
Was soll er tun, der gute Mann. . .
Machst du dich frei, auch wenn es regnet?


Ruhig lernen, Leiden zu ertragen,
Einen Anfang neu zu wagen,
Denn Geduld macht nur auf Dauer einen Sinn,
Der Wille zeigt mir dann schon,
wer ich wirklich bin.


Sein Unwohlsein erkennt man klar,
Erst an den Augen, dann am Haar.
Auch die Zunge ist sehr wichtig,
ist sie o. k., ist alles richtig.


Tu deine Pflicht als alter Mann,
Und halt ihn mal zur Probe dran,
Und laß nicht gleich den Doktor holen,
Vielleicht ein Callgirl, Gott befohlen,
Oder greif zum Telefon,
Ganz heimlich als Erotikclown.


Übt der Arzt einmal Kritik
Am Patienten, der zu dick,
Wird der böse und dann bockt er,
Wechselt lieber seinen Doktor,
Anstatt tapfer, klug und weise
Seine falsche Lebensweise.


Vieles heilt von ganz alleine, Oft auch trotz der Arzenei, Eine Krankheit ist ja keine
Ohne Pillenschluckerei.


Wenn dich eine Krankheit plagt,
Müssen sich die andern regen. Auch, wenn dir das nicht behagt, Gesundheit mußt du selber pflegen!
Das ist leichter und macht Spaß,
Nur leider, wann begreifst du das?


XY Es ist bekannt seit langem schon, Das X kommt vor dem Ypsilon.
Es macht nur leider mancher Tor
X für ein U dem Doktor vor.
Nur damit schädigt unbedingt er bloß sich selber, wenn’s gelingt.


Zittern Ängste durch das Flechtwerk der Neurone,
Helfen Pillen meinem angetrübten Sinn,
Sie erreichen aber nur die Ganglione,
Nie die Stellen, wo ich wirklich bin.


Dr. med. Friedrich Schmidt

Fachgebiet

Zum Artikel

Der klinische Schnappschuss

Alle Leserbriefe zum Thema

Stellenangebote