ArchivDeutsches Ärzteblatt18/2022Cholelithiasis: Frühe Cholezystektomie ist konservativer und verzögerter Intervention überlegen

MEDIZINREPORT: Studien im Fokus

Cholelithiasis: Frühe Cholezystektomie ist konservativer und verzögerter Intervention überlegen

Gerste, Ronald D.

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Foto: picture alliance/imageBROKER/Ulrich Niehoff
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Die Behandlung der Cholelithiasis ist weltweit ein wichtiger Posten in den Gesundheitsbudgets. Zu den durch Gallensteine ausgelösten Komplikationen gehören unter anderem Cholangitis, akute Cholezystitis, Steine im Gallengang und Pankreatitis. Der Goldstandard in der Therapie von Gallensteinen ist die Cholezystektomie, die chirurgische Entfernung der Gallenblase. Eine Alternative kann nach Einschätzung einiger Autoren eine konservative Behandlung sein; indes machen die rezidivierenden Symptome, vor allem die für die Cholelithiasis charakteristischen Koliken dann oft doch eine Operation notwendig, welche als ein verzögerter Eingriff ein höheres Risiko tragen kann.

In einer neuen Metaanalyse wurde die Effizienz und das Sicherheitsprofil der frühen Cholezystektomie mit der konservativen Behandlung und einem zeitlich verzögerten operativen Eingriff verglichen. Als frühe Cholezystektomie galt eine notfallmäßige oder binnen 7 Tagen nach Diagnose vorgenommene Entfernung der Gallenblase (endoskopisch oder „offen“), zur konservativen Behandlung gehörten die Observation mit symptomatischen Maßnahmen wie Analgesierung, Antibiotikagabe und Diät sowie eine endoskopische Entfernung von Gallensteinen unter Belassung der Gallenblase in situ.

Die ausgewerteten 39 Studien umfassten 2 265 Patienten mit früher Cholezystektomie und 2 218 Patienten mit konservativer Behandlung und verzögerter Chirurgie. Die frühe Intervention schnitt bei praktisch allen erhobenen Parametern besser ab: Das Risiko von Schmerzen und Koliken betrug gegenüber der anderen Gruppe einen Faktor von 0,38 (95-%-Konfidenzintervall [0,20; 0,74]), der Risikofaktor für das Auftreten einer biliären Pankreatitis betrug 0,47 (0,22; 1,03), für eine Cholangitis 0,52 (0,28; 0,97), für biliäre Komplikationen insgesamt 0,32 (0,20; 0,55) und für Tod 0,74 (0,48; 1,15).

Fazit: „Es ist gut, wenn etablierte Therapiekonzepte immer wieder hinterfragt werden, in diesem Sinne ist die vorliegende Metaanalyse als Überprüfung des ‚Goldstandards‘ zu verstehen“, erklärt Prof. Dr. med. Wolfram T. Knoefel, Direktor der Chirurgischen Universitätsklinik Düsseldorf. „Die Metaanalyse bestätigt letztlich ein etabliertes Therapiekonzept, die frühe Cholezystektomie bei akuter Cholezystitis. Sie ist nach wissenschaftlicher Datenlage und anderen Studien zufolge auch unter wirtschaftlichen Aspekten weiterhin die effektivste Möglichkeit, unsere Patienten mit einer akuten Cholezystitis definitiv zu behandeln. Ein wichtiger Teilaspekt wird in dieser Publikation am Rande ebenfalls beleuchtet: Die Notwendigkeit, das operative Verfahren an die Situation anzupassen ist höher in der Gruppe der frühen Cholezystektomie. Dies reflektiert die relative Komplexität des Eingriffs und sollte gerade uns Chirurgen darauf hinweisen, diesem Zustand Rechnung zu tragen und den Eingriff in entsprechend erfahrene Hände zu legen, um wirkliche Komplikationen wie Gallenwegs- oder Arterienverletzungen zu vermeiden.“ Dr. med. Ronald D. Gerste

Bagepally BS, Haridoss M, SasidharanA, et al.: Systematic review and meta-analysis of gallstone disease treatment outcomes in early cholecystectomy versus conservative management/delayed cholecystectomy. BMJ Open Gastro 2021; 8:e000675.

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