MEDIZIN: Der klinische Schnappschuss
Peniswurzelabszess – eine seltene Differenzialdiagnose
Abscess at the base of the penis—a rare differential diagnosis
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Ein 56-jähriger Diabetiker wurde aufgrund starker Unterbauchschmerzen, Dysurie, Fieber und Schmerzen im Genitale vorstellig. Auffallend waren erhöhte Infektionsparameter, ein deutlicher Druckschmerz im Dammbereich, der durch digitale Tastung deutlich verstärkt wurde, sowie Miktionsbeschwerden. Der Urinbefund war unauffällig, Antibiotika waren bereits vom Hausarzt verschrieben worden. Die initiale Verdachtsdiagnose einer Prostatitis wurde bei normwertigem, Prostata-spezifischen Antigen (PSA) hinterfragt. Makroskopisch wurde eine Pilzbalanitis festgestellt. In einer magnetresonanztomografischen Aufnahme (MRT) wurde die Diagnose eines bereits sonografisch verdächtigten Peniswurzel-Abszesses gestellt. (Abbildung a). Sowohl eine Lues als auch eine Gonorrhö konnten ausgeschlossen werden. Für Fistelungen ergaben sich keine Hinweise in der kontrastmittelgestützten MRT. Relevante Manipulationen mit Sextoys etc., konnten anamnestisch glaubhaft ausgeschlossen werden. Unter eskalierender Antibiotikatherapie mit Ciprofloxacin und Gentamycin besserten sich die Infektparameter zwar deutlich, dennoch wurde bei persistierendem Abszessverhalt eine perineale Drainage durchgeführt mit konsekutiv kompletter Abszess-Remission (Abbildung b). Nach Ausschluss einer Prostatitis sollte differenzialdiagnostisch immer auch an einen Peniswurzelabszess gedacht werden.
Dr. med. Matthias Grade DTM & H FEBG, Gastroenterologie, Allgemeine Innere Medizin und Infektiologie, Christliches Krankenhaus Quakenbrück, grade@ckq-gmbh.de
Helle von Hammerstein, Allgemeine Innere Medizin und Infektiologie, Christliches Krankenhaus Quakenbrück
Michael Christlieb, Urologie Quakenbrück
Interessenkonflikt: Die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Zitierweise: Grade M, von Hammerstein H, Christlieb M: Abscess at the base of the penis—a rare differential diagnosis. Dtsch Arztebl Int 2022; 119: 367. DOI: 10.3238/arztebl.m2022.0023
►Vergrößerte Abbildung und englische Übersetzung unter: www.aerzteblatt.de
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