ArchivDeutsches Ärzteblatt22-23/2022Humanitäre Hilfe: Deutsche Ärzteschaft solidarisch mit ukrainischen Kollegen

DEUTSCHER ÄRZTETAG

Humanitäre Hilfe: Deutsche Ärzteschaft solidarisch mit ukrainischen Kollegen

Haserück, André; Lau, Tobias

Als E-Mail versenden...
Auf facebook teilen...
Twittern...
Drucken...
LNSLNS

Der russische Überfall auf die Ukraine und seine Auswirkungen auf die dortige medizinische Versorgungslage beschäftigte beim Deutschen Ärztetag sowohl Politik als auch Delegierte. Unisono wurde der Angriff verurteilt – zudem sind weitere Hilfen in Aussicht gestellt worden.

Andrij Basylewytsch, Vorstand des Ukrainischen Ärzteverbandes, berichtete den Delegierten von der schwierigen Lage in seiner Heimat.
Andrij Basylewytsch, Vorstand des Ukrainischen Ärzteverbandes, berichtete den Delegierten von der schwierigen Lage in seiner Heimat.

Die deutsche Ärzteschaft hat angesichts des russischen Angriffskrieges im Rahmen des 126. Deutschen Ärztetages in Bremen den Schulterschluss mit ihren ukrainischen Kolleginnen und Kollegen geübt. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) machte bei der Eröffnung des Ärztetages Zusagen für weitere humanitäre Hilfen, der ukrainische Ärztefunktionär Andrij Basylewytsch berichtete den Ärztetagsdelegierten von der erschütternden Lage in seinem Land (Interview). Zahlreiche medizinische Einrichtungen, Krankenhäuser, Entbindungskliniken und Apotheken seien vollständig oder teilweise zerstört worden – insgesamt seien rund 600 Einrichtungen des ukrainischen Gesundheitswesens betroffen.

Lauterbach hatte zuvor weitere feste Zusagen gemacht. Auf eine Bitte des ukrainischen Gesundheitsministers Viktor Liaschko, mit dem er sich am Vortag getroffen habe, werde die Bundesregierung unter anderem Prothesen liefern. „Viele Menschen verlieren dort ihre Gliedmaßen, leider auch sehr viele Kinder“, sagte Lauterbach.

„Wir werden helfen, dass diese Kinder und Erwachsenen mit Prothesen in bester Qualität ausgestattet werden, sodass sie zumindest wieder am Leben teilnehmen können, dass ihnen ein Weg zurück ins normale Leben möglich ist und sie ihre Traumata überwinden können.“

Hilfe bei medizinischer Versorgung

Ebenfalls auf Liaschkos Wunsch habe er zugesagt, dass Deutschland helfen werde, in der Ukraine Zentren zur Versorgung von Verbrennungsopfern aufzubauen, weil Verbrennungswunden und -traumata kriegsbedingt sehr ausgeprägt seien. Konkrete Hilfe hat auch die Bundesärztekammer (BÄK) organisiert: Bereits Anfang März richtete sie ein Portal ein, auf dem sich Ärztinnen und Ärzte für Hilfseinsätze in der Ukraine oder benachbarten Ländern registrieren können. Mehr als 1 600 Ärzte haben sich bisher dort angemeldet. „Das zeigt die Solidarität in der Ärzteschaft mit den Menschen in der Ukraine“, sagte BÄK-Präsident Dr. med. (I) Klaus Reinhardt. Die BÄK sei bereits mit dem Auswärtigen Amt, dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) und mehreren Botschaften im Gespräch darüber, wie die Freiwilligen sinnvoll eingesetzt werden können. Sobald im Rahmen internationaler Missionen Bedarf angemeldet wird, könnten sie vermittelt werden.

Auch Reinhardt verurteilte den russischen Angriffskrieg und sprach den Ukrainern Solidarität und Respekt zu. Seine Gedanken seien bei den Kollegen, die im Kriegsgebiet ihr Leben riskierten, um anderen Menschen zu helfen, so der BÄK-Präsident. Die Berichte aus der Ukraine seien erschütternd und würden betroffen machen. „Was Sie und Ihre Kolleginnen und Kollegen in Ihrem Land leisten, ist im besten Sinne ärztlich“, richtete er an Basylewytschs Adresse. Der russische Angriff verursache unvorstellbares menschliches Leid und die Zerstörung der Infrastruktur bedrohe auch die Gesundheit der Bevölkerung, die nicht unmittelbar von den Kriegshandlungen betroffen ist.

„Es ist ein verbrecherischer Angriffskrieg, den man als Arzt nur verurteilen kann und wo einem die Worte fehlen – insbesondere wenn Krankenhäuser, medizinische Einrichtungen, ja sogar Kinderkliniken bombardiert werden“, so Lauterbach. „Eine solche Barbarei hat keinen Platz in unserer zivilisierten Welt.“ André Haserück, Tobias Lau

Kommentare

Die Kommentarfunktion steht zur Zeit nicht zur Verfügung.

Fachgebiet

Zum Artikel

Der klinische Schnappschuss

Alle Leserbriefe zum Thema

Stellenangebote