ArchivDeutsches Ärzteblatt PP10/2022Sexueller Kindesmissbrauch: Hilfe für Jugendliche mit Gewaltfantasien

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Sexueller Kindesmissbrauch: Hilfe für Jugendliche mit Gewaltfantasien

dpa

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Geholfen werden soll Jugendlichen, die sich zu vorpubertären Kindern hingezogen fühlen. Foto: AlexLinch/iStock
Geholfen werden soll Jugendlichen, die sich zu vorpubertären Kindern hingezogen fühlen. Foto: AlexLinch/iStock

Um sexualisierte Gewalt unter Jugendlichen zu verhindern, hat die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) ein neues Gesprächs- und Therapieangebot gestartet. Die Ambulanz mit dem Namen „180 Grad“ richtet sich an 14- bis 18-Jährige, die befürchten, ihre sexuellen Impulse nicht mehr kontrollieren zu können. Sie erhalten dort anonym und kostenlos therapeutische Hilfe unter Schweigepflicht.

Zielgruppe seien zum einen Menschen, die im jugendlichen Alter merkten, dass sie sich zu vorpubertären Kindern hingezogen fühlen, sagte Prof. Dr. med. Tillmann Krüger, Leiter des Arbeitsbereichs Klinische Psychologie und Sexualmedizin. Zum anderen gehe es um Jugendliche, die unter ihren sexualisierten Gewaltfantasien leiden, schon Grenzen überschritten oder gar sexuelle Gewalt ausgeübt hätten. Das Team der Ambulanz will zudem mit Jugendlichen ins Gespräch kommen, die ihren exzessiven Pornokonsum als Problem sehen.

Auch die Kinderschutzambulanz der MHH bekommt immer wieder Hinweise auf minderjährige Täter. An die Einrichtung am Institut für Rechtsmedizin können sich etwa Kinderärztinnen und -ärzte wenden, wenn sie bei ihren Patienten den Verdacht auf Misshandlungen oder sexuellen Missbrauch haben. Die Kinderschutzambulanz begrüßt das neue Präventionsprojekt. „Jeder einzelne verhinderte Übergriff ist es wert“, sagt Mitarbeiterin Theresa Engelmann.

Das neue Angebot knüpft an zwei Ambulanzen für Erwachsene an, die sich laut MHH etabliert haben. Das Programm „Kein Täter werden“ richtet sich an Erwachsene, die sich sexuell zu Kindern und Jugendlichen hingezogen fühlen. Unter dem Namen „I can change“ werden Personen therapiert, die sexuelle Gewaltfantasien haben und teils schon übergriffig geworden sind. dpa

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