ArchivDÄ-TitelSupplement: ReisemagazinSUPPLEMENT: Reisemagazin 2/2000Niederländische Karibik: Sechs Inseln, ein Traum

SUPPLEMENT: Reisemagazin

Niederländische Karibik: Sechs Inseln, ein Traum

Dtsch Arztebl 2000; 97(19): [8]

Simon, Klaus

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LNSLNS Es gibt mehr als 240 verschiedene bunte Vögel auf Bonaire. Einer davon heißt Jerry Ligon. Jerry’s Bird-Watching-Exkursionen beginnen, noch bevor die Frühstückstische im Hotel eingedeckt sind. Lange bevor die goldgelben, spatzengroßen „Suikerdiefjes“ aus den Bougainvillea schwirren, um jeden übrig gelassenen Krümel vom Tischtuch zu picken. Unser Ziel sind die Salinen und Mangrovenwälder. Flamingo, Steinwälzer und Weißbauchtölpel – dann folgen wir dem Beuteflug des Schopfkarakaras, bis der Raubvogel mit einer Echse mit Schnabel davonflattert. Mannshoch steht der Kakteenwald über weiten Teilen der Insel. Parakeets, taubengroße Sittiche mit grellgrüner Brust und knallgelbem Kopf, albern zwischen den stachligen Ungetümen herum.
Bonaire
Nach Bonaire zieht es vor allem Taucher. Seit 1979 schützt der „Marine Park“ Korallenwälder und Fischschwärme. Harpune und Speer sind tabu, das Anfassen von Korallen verboten, und Ankern nur an markierten Plätzen erlaubt. Experten nennen Bonaire unter den zehn besten Tauchplätzen der Weltmeere. Davon kriegen wir bei Jerry nichts mit, haben jedoch im Gegenzug bis zum Abend fast ganz
Bonaire gesehen – die Heimat für Kakteen und Kakadus ist nur 30 Kilometer lang und elf Kilometer breit.
ABC-Inseln heißen die drei kleinen Antillen im Süd-osten der karibischen Inselkette. Hinter dem Kürzel verbergen sich Aruba, Bon-aire und Curaçao. Zusammen mit den SSS-Inseln – Sa-ba, St.-Eustatius, St.-Marteen – bilden sie die Niederländischen Antillen. Die Inseln sind autonome Gebiete eines Königreichs, dessen calvinistisch geprägter Bürgersinn sich auch am 13. Breitengrad entfaltet. Auf jeder Insel vertritt ein Gouverneur das Kö-nigshaus. Die „Gezaghebber“ residieren in bonbonfarbenen Amtssitzen mit klassizistischer Fassade, respektabel, aber ohne Pomp. Ab und zu erscheint Königin Beatrix, etwa um einen neuen Gouverneur zu ernennen oder um den Airport „Königin Beatrix“ von Aruba einzuweihen. Umfragen loten ihre Anhängerschaft bei 85 Prozent der Bevölkerung aus. Auch weniger prominenten Reisenden begegnen die Insulaner mit einer Freundlichkeit, die kein Kameraobjektiv erschüttern kann. Ein frisch gezapftes Amstel-Bier, aus Meerwasser auf Curacao gebraut, ist so selbstverständlich wie Butterkekse und Gouda. Dazu gibt es ewigen Sommer, den die Passatwinde auf 27,5 °C temperieren: Kein Reiseführer vergisst zu erwähnen, dass im Inselidiom Papiamento das Wort für Wetter unbekannt ist.
Curaçao
Curaçao – und man denkt zuerst an Likör. Der ist süß und so türkisblau wie das Meer. Bis zum Kupferkessel der Destillerie Chobolobo vorzudringen bleibt uns verwehrt – Betriebsgeheimnis. So viel sei verraten: Am Anfang des Curaçao-Likörs stand der Versuch spanischer Kolonisten, die prallen Orangen ihrer Heimat in der Karibik heimisch zu machen. Auf Curaçao trugen die Bäume nur mickrige, grobporige Bitterorangen – was sich als Glücksfall erwies, denn aus dem Öl der grünen, unreifen Schale wird der Likör destilliert. Die Insel setzt auf das koloniale Erbe. In der Hauptstadt Willemstad zählen Bezirke wie Punda, Otrobanda und Scharloo zum Weltkulturerbe der Unesco. Im „Amsterdam der Karibik“ paradieren 300 Jahre alte Glockengiebel längs der Sint Annabaai. Auf dem Land öffnen die Herrenhäuser der Pflanzerbarone ihre mit Familienantiquitäten möblierten Salons. Paradebeispiel einer gelungenen Neunutzung sind das Landhuis Brievengat im Südwesten Curaçaos, dessen sonntägliche Merengue-Tanzveranstaltung zum gepflegten Sehen und Gesehen aufstieg.
Aruba
„One happy Island“ lautet Arubas Wahlspruch. Aruba präsentiert sich als ein Land des Lächelns. Nach außen wird die holländische Herkunft betont. Alle Einkaufszentren der Inselhauptstadt Oranjestad bedienen sich am Katalog der niederländisch-karibischen Architektur. Glockengiebel und Arkaden zieren die farbenfrohen Malls zwischen Paardenbaai und Plaza Daniel Leo.
Als 1957 das erste Strandhotel auf Aruba eröffnete, dachte niemand ernstlich daran, dass die 30 mal 9 Kilometer große Insel einmal über 600 000 Gäste im Jahr bei Laune halten könne. Heute locken rund 25 Hotels, Wassersportmöglichkeiten und der 18-Loch-Golfplatz Tierra del Sol.
Die Voraussetzungen für den aufblühenden Tourismus waren an der Südwestküste günstig, wo 12 Kilometer weißer Sandstrand vor türkisblauer Lagune die Grundausstattung des Karibikklischees erfüllen. So errichtete man am Eagle Beach flache, zu Bungalowdörfern angeordnete Resorts und deklarierte das Ganze zur „low
rise zone“. Weiter nördlich am Palm Beach wurde im Gegenzug die „high rise
zone“ mit größeren und mehrstöckigen Hotelanlagen, die meist der gehobenen bis Luxus-Kategorie angehören, geschaffen. Casinos gehören in beiden Abschnitten zum Unterhaltungsangebot. Ihre Reklame bringt nachts, wenn Neons und Lichterketten
die an Alhambra und Neu-
schwanstein inspirierten Fassaden ausleuchten, einen Hauch von Las Vegas über Aruba. Einer der größten Pluspunkte Arubas ist, neben der ausgezeichneten touristischen Infrastruktur, das ausgeglichene Klima.
St. Maarten
Für ausufernde Hotelparadiese mit Kaskaden und freifliegenden Aras hat St. Marteen keinen Platz. Schließlich teilen sich Franzosen und Holländer die winzige Insel: Deren Nationalflaggen und eine kleine Holzbrücke ziehen die Grenze auf dem seit 1648 friedlich getrennten Eiland. Klein, aber fein empfängt St. Marteen. Fein ist auch der helle Sand an den drei Dutzend Stränden, die sich zwischen Buchten und Landzungen verteilen. Die winzige Hauptstadt Philipsburg ist ein buntgetünchtes Dorf wie aus dem Baukasten, dessen Erkundung eine Viertelstunde dauert. Legt ein Kreuzfahrtschiff im Hafen an, ist in den adretten Holzhäuschen längs der Frontstreet der Teufel los. Wir schlendern weiter zum Fort Amsterdam im Süden von Philipsburg. Von der Inselspitze, auf der die 300 Jahre alte Ruine thront, schweift der Blick über schöne Badebuchten. Samtschwer legt sich die karibische Brise auf die Schultern. Am Horizont tüncht die untergehende Sonne das Meer in eine Farbrapsodie von Blutorange bis Pflaumenblau. Klaus Simon


Reise-tipps
Anreise und Formalitäten: ABC-Inseln: tägliche Linienflüge mit KLM über Amsterdam (ab etlichen Flughäfen in Deutschland, so auch von Köln/Bonn). Air Aruba verbindet täglich alle ABC-Inseln. SSS-Inseln: Linienflug mit KLM über Amsterdam nach St. Maarten, täglich Anschluss mit Winair nach Saba und St. Eustatius. Reisepass; Rückflugticket. Keine Impfungen.
Informationen: Dutch Caribbean Travel Center, Karlstraße 12, 60329 Frankfurt/Main, Telefon: 0 69/2 40 01 83, Fax: 0 69/24 27 15 21, E-Mail: dutch.carribean-tc@t-online. de, Internet: www. dutch-carribean.com.
Aruba: Aruba Tourism Authority, Telefon: 0 62 57/ 96 29 21; Fax: 0 62 57/96 29 19; E-Mail: info@aruba.de,
Internet: www.aruba.de

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