SPEKTRUM: Akut
Brustkrebs-Screening: Die Debatte bleibt ungelöst


Dies veranlasste Peter Gøtzsche und Ole Olsen vom Nordischen Cochrane Zentrum in Kopenhagen, alle acht Studien erneut unter die Lupe zu nehmen (Lancet 2000; 355: 129–134). Ergebnis: sechs von acht Studien weisen methodische Schwächen auf. Die Randomisierung habe ungleiche Gruppen hinsichtlich Alter und sozioökonomischem Status gebildet. Beides sind Risikofaktoren für den Brustkrebs, weshalb die dänischen Forscher ihre Meta-Analyse mit den Daten der beiden verbleibenden Studien mit adäquater Randomisierung durchgeführt haben, mit dem Ergebnis, dass sich keine signifikante Senkung der Brustkrebssterblichkeit oder der Gesamtsterblichkeit nachweisen ließ. Gøtzsche und Olsen kommen daher zu der Schlussfolgerung, dass „das Brustkrebs-Screening nicht gerechtfertigt ist“.
Dem widerspricht Harry de Koning von der Erasmus Universität Rotterdam und Mitglied des Nationalen Evaluierungsteams, die ein engagiertes Screeningprogramm in den Niederlanden begleitet (Editorial, Seite 80–81). Dort wurde 1989 mit einem landesweiten Screening begonnen, und bis 1997 hatten alle 50- bis 69-jährigen Frauen wenigstens einmal eine Einladung zur Mammographie erhalten. Zurzeit erfasst die Reihenuntersuchung jährlich 800 000 Frauen. Bisher ist es aber auch in den Niederlanden zu keiner Senkung der Sterblichkeit gekommen. De Koning ist aber sicher, dass das Screening langfristig erfolgreich sein wird. Verbesserungen in der Technik und in der Beurteilung (jedes Bild wird von zwei Experten begutachtet) lassen ihn hoffen, dass es in den Niederlanden nach einer Übergangsphase zu einer deutlichen Senkung der Brustkrebs-Sterblichkeit kommen werde. Rüdiger Meyer
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