ArchivDeutsches Ärzteblatt8/2023Ulzeroglanduläre Tularämie beim Kind
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Ein 11-jähriger Junge stellte sich mit seit vier Wochen bestehender, progredienter schmerzloser einseitiger Halslymphknotenschwellung vor. Ansonsten war der Patient beschwerdefrei. Die Familie, inklusive der drei Geschwister, zeigte keinerlei Symptome. Anamnestisch waren keine Reisen und Tierkontakte bekannt bis auf einen im Haushalt gehaltenen, gesunden Papagei, der vom Vater versorgt wurde. Ambulant war bereits eine einwöchige Behandlung mit Amoxicillin/Clavulansäure erfolgt. Im Labor fiel lediglich eine BSG von 19 mm/h auf. Die Bildgebung zeigte eine Einschmelzung entlang des Gefäßnervenbündels ohne Arrosion der Strukturen. Differenzialdiagnostisch wurden neben atypischen Mykobakterien auch Bartonellen, Toxoplasmen, Chlamydia psittaci und Francisellen in Erwägung gezogen. Die Polymerasekettenreaktion aus der operativen Probenentnahme/Teilsanierung erbrachte Francisella tularensis ssp holarctica. Die labormeldepflichtige Erkrankung ist mit 59 Übermittlungen im Jahr 2020 in Deutschland selten, tendenziell aber über das letzte Jahrzehnt zunehmend. Aufgrund des ubiquitären Vorhandenseins des Erregers in der Umwelt gibt es multiple Infektionswege. Unter einer 10-tägigen Behandlung mit Ciprofloxacin war der Lokalbefund vollständig rückläufig. In komplexeren Fällen sollten die STAKOB-Zentren involviert werden.

Dr. med Bianca Vogel, Infektiologie, Klinikum Traunstein, Kliniken Südostbayern AG, bianca.vogel@kliniken-sob.de

Christian Blume, Kinderchirurgie und -urologie, Klinikum Traunstein, Kliniken Südostbayern AG

Dr. med Ralf Brangenberg, Kinder- und Jugendmedizin, Klinikum Traunstein, Kliniken Südostbayern AG

Interessenkonflikt: Die Autorin und die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Zitierweise: Vogel B, Blume C, Brangenberg R: Ulceroglandular tularemia in children. Dtsch Arztebl Int 2023; 120: 132. DOI: 10.3238/arztebl.m2022.0393

►Vergrößerte Abbildung und englische Übersetzung unter: www.aerzteblatt.de

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