POLITIK
Ambulante Versorgung: Medizinische Fachangestellte verlangen mehr Respekt


Nach wie vor nicht genügend von der Bundesregierung gewürdigt fühlen sich die Medizinischen Fachangestellten. Von den bislang nicht erhörten Forderungen nach höheren Gehältern und einem Coronabonus soll aber nicht abgewichen werden – die Ärzteschaft sichert Unterstützung zu.
Die Stimmung der Medizinischen Fachangestellten (MFA) sei „eisig“. Das hat Hannelore König, Präsidentin des Verbands medizinischer Fachberufe (vmf), im Rahmen einer Protestaktion am Brandenburger Tor in Berlin beklagt. König sagte, die Bundesregierung ignoriere weiterhin die Leistungen der MFA und habe diese „komplett vergessen“. Die vmf-Präsidentin bekräftigte nachdrücklich die Forderungen nach höheren und kassenseitig auch refinanzierten Tarifgehältern sowie einem Coronabonus. Angesichts des deutlich wahrnehmbaren Fachkräftemangels im Gesundheitswesen, der sich unter den Bedingungen der Coronapandemie nochmals verschärft und bereits jetzt Lücken in der Versorgung zur Folge habe, müsse die Politik die Rahmenbedingungen verbessern. Hierbei sei das Gehalt „die wichtigste Stellschraube“. Der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), Dr. med. (I) Klaus Reinhardt, sprach im Rahmen der Demonstration von einem „Affront“, dass die den MFA zustehende – auch materielle – Wertschätzung seitens der Politik noch nicht erfolgt sei.
Die BÄK werde sich weiter solidarisch zeigen und entsprechend engagieren. Arztpraxen müssten für die MFA auskömmlichere Tarifverträge auch gegenfinanzieren können – es fehlten aber die entsprechenden gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen. Um eine funktionierende ambulante Versorgung leisten zu können, seien die Praxen auf MFA angewiesen. Ohne diese – Reinhardt verwies wie König auf den zunehmenden Fachkräftemangel – wären die Arztpraxen im Versorgungsalltag „hilflos“. Dr. med. Peter Bobbert, Präsident der Ärztekammer Berlin, stimmte zu: Ohne MFA gebe es keine ambulante Versorgung. Die Ungerechtigkeit der Bundesregierung gegenüber einer gesamten Berufsgruppe nehme man als Team aus Ärzteschaft und MFA nicht hin.
Ohne MFA keine Versorgung
Es sei „eine Schande“, dass zentrale Akteure der Daseinsfürsorge zur Durchsetzung berechtigter Forderungen überhaupt auf die Straße gehen müssten, kritisierte Erik Bodendieck, Präsident der Sächsischen Landesärztekammer. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach müsse eigentlich „für alle im Gesundheitswesen da sein“ – auch und gerade für die ambulante Versorgung. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) forderte anlässlich der Protestaktion eine Wertschätzung des „enormen Engagements“ der MFA: Dies sei lange überfällig. Die kontinuierliche Unterfinanzierung der ambulanten medizinischen Versorgung führe dazu, dass Praxisinhaber zunehmend Schwierigkeiten hätten, MFA zu finanzieren, sodass viele von den durch staatliche Hilfen bevorzugten Krankenhäusern abgeworben würden, warnte Dr. med. Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der KBV. Vor diesem Hintergrund werde es immer schwieriger, Fachkräfte für die Arbeit in den Praxen zu finden. Genauso wie viele weitere ärztliche Verbände unterstützt der Hartmannbund die Forderungen des vmf. „Dass die ambulante Versorgung in unseren Praxen ohne die Förderung des Praxispersonals nicht mehr gewährleistet ist, ist keine Plattitüde, sondern schlichte Realität“, sagte Prof. Dr. med. Anke Lesinski-Schiedat, stellvertretende Vorsitzende des Hartmannbundes. André Haserück
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