ArchivDeutsches Ärzteblatt9/2023Weltfrauentag: Der Wandel kommt langsam

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Weltfrauentag: Der Wandel kommt langsam

Beerheide, Rebecca; Schmedt, Michael

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Michael Schmedt, Chefredakteur
Michael Schmedt, Chefredakteur
Rebecca Beerheide, Leiterin der politischen Redaktion
Rebecca Beerheide, Leiterin der politischen Redaktion

Der Weltfrauentag wird seit 1911 begangen. Inzwischen ist der 8. März in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern ein Feiertag. Zu feiern gibt es allerdings bislang noch zu wenig. Denn das Ziel – die Gleichstellung der Frau – ist sicher noch nicht erreicht. Fortschritte gibt es, aber dass man offensichtlich immer noch einen Tag benötigt, um in den Medien auf die eigentlich selbstverständlichen Rechte der Frauen hinzuweisen, macht schon deutlich, dass es noch an vielen Stellen hakt.

Auch die Redaktion des Deutschen Ärzteblattes hat in diesem Jahr wieder überlegt, wie sie dieses Thema angeht. Dabei sind die Interessen von Ärztinnen und die Herausforderungen im Beruf auch während der restlichen Monate im Jahr fester Teil unserer Berichterstattung. Themen wie Gleichberechtigung, Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie Führungsfragen in der Medizin und Pflege stehen regelmäßig auf der redaktionellen Agenda. Trotzdem muss man auch anlässlich von Jahrestagen immer wieder über das Thema berichten.

Vor 15 Jahren titelte das Deutsche Ärzteblatt „Die Medizin wird weiblich“. Der Frauenanteil lag damals bei den Medizinstudierenden bei 62,5 Prozent und bei den berufstätigen Ärzten bei 40 Prozent. Inzwischen sind es circa 65 Prozent Frauen, die Medizin studieren und 48,5 Prozent Frauen, die als Ärztinnen berufstätig sind. Tendenz weiter steigend. Aber kommt gleichzeitig auch der Wandel in der Gleichberechtigung voran?

Schaut man sich ein Gespräch mit drei Ärztinnen der Titelgeschichte aus dem Jahr 2008 an, so muss man sagen, die Themen oder besser die Hauptprobleme sind immer noch dieselben: Karriere trotz Kind, Akzeptanz von Teilzeitarbeit, Frauen in Führungspositionen – um nur drei Bereiche zu nennen. Dennoch ist seitdem ein Wandel zu spüren, liest man die Titelgeschichte dieser Ausgabe (Seite 374 ff.). Offensichtlich bleibt dies auch eine Generationenfrage – bei Frauen und bei Männern. Die Redaktion hat daher wieder mit drei Ärztinnen aus verschiedenen Generationen gesprochen, wie ihre Erfahrungen und Wünsche sind. Ein weiterer Artikel porträtiert ein Ehepaar, das an einer Medizinischen Fakultät gleichzeitig habilitiert hat. Ein positives Paradebeispiel sozusagen.

Dieses Beispiel macht deutlich, dass Frauen zwar eindeutig im Fokus stehen müssen, aber man sollte die Aufgabe der Männer nicht vergessen. Männer können und müssen den Wandel beschleunigen. Ansonsten kämpfen Frauen weiter allein für ihre Rechte. Selbst in der Berichterstattung kann man sich fragen, ob ausschließlich Frauen zu Wort kommen sollen. Dies ist in der Redaktion auch für diese Ausgabe diskutiert worden. Darum stehen unter diesem Editorial eine Frau und ein Mann.

Dass man diese Diskussionen nicht nur für die Gesundheitsversorgung führt, versteht sich von selbst. Denn die Gleichberechtigung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe – das heißt geschlechterübergreifend. Das sieht man allein daran, dass Patientinnen und Patienten Ärztinnen immer noch fragen, wann denn der Doktor komme? Solange dieses Denken noch präsent ist, gibt es noch viel zu tun.

Was genau zu tun ist und ob der Wandel in der Gleichstellung vorankommt, möchten wir Sie fragen. Schreiben Sie uns Ihre Einschätzungen oder Erfahrungen an gleichberechtigung@aerzteblatt.de.

Michael Schmedt
Chefredakteur

Rebecca Beerheide
Leiterin politische Redaktion

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